Zwischen Bachelorarbeit und Endzone

Saints-Quarterback Dendtler und sein Weg zur Meisterschaft

Saints-Quarterback Patrick Dendtler schreibt momentan seine Bachelor-Arbeit an der Hochschule Fulda.
Fotos: Franziska Schaub

09.10.2019 / FULDA - Drei Jahre ist es her, dass Patrick Dendtler (23) bei den Footballern der Fulda Saints zum Probetraining erschien. Im Juli diesen Jahres führte er die Mannschaft in seiner ersten Season als Quarterback zur Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga. Dabei überzeugte er mit 13 Rushing sowie zehn Passing-Touchdowns und wurde vor einigen Tagen zum Most Valuable Player der Offense 2019 gekürt, was wohl den Höhepunkt einer ungewöhnlichen Reise beschreibt.



In seiner Heimat Remscheid trägt Dendtler, wie so viele, zunächst jahrelang das Fußballtrikot. Erst als er wegen seines Studiums 2016 nach Fulda zieht, kommt es nicht nur zu einer beruflichen, sondern auch einer sportlichen Neuorientierung: Nach einigen Recherchen nimmt er im Januar 2017 am Probetraining der Saints teil und entscheidet sich mit American Football für eine Sportart, die sich vor allem in Amerika durch eine ganz besondere Mentalität auszeichnet. Schließlich benötigt man ein zahlenmäßig großes Team und jeden Einzelnen, damit das große Ganze funktioniert. Ganz bewusst sucht der Student damit die Motivation, nicht nur an seiner Fitness, sondern auch an sich selbst zu arbeiten.

So wird aus dem Fußball-Innenverteidiger ein Football-Receiver, der seine Schnelligkeit auf der Außenposition zur Geltung bringen kann. Sein Potential wird gefördert, schnell steht Dendtler in der Offense-Startaufstellung. Dabei geht es zunächst auch darum, die Angst vor dem harten Körperkontakt auszublenden. „Der Härte, die dir entgegengesetzt wird, musst du mit Härte kontern“, erklärt Dendtler.

Nach zwei Seasons als Receiver plagen den Studenten dann Schienbeinprobleme, mit denen er auch noch in der Vorbereitung dieses Jahres zu kämpfen hat. Aufgrund personeller Probleme spielt der Footballer während eines Freundschaftsspiels ersatzweise als Quarterback, in den zwei Minuten wird sein erster Pass, eine Interception, direkt vom Gegner abgefangen. „Obwohl es so schlecht angefangen hat, war ich motiviert. Es konnte nur noch besser werden“, ist der Student zum damaligen Zeitpunkt optimistisch. Zurecht, wie sich später herausstellen sollte.

Nach nicht einmal zwei Monaten Training starten die Saints mit ihrem neuen Quarterback in die Saison. Als Ritual geht es für Dendtler am Abend vor den Spielen für gebratene Nudeln in eine Sushi-Bar und anschließend in den Schlosspark, um ein wenig Ruhe zu finden. Am 21. Juli diesen Jahres findet schließlich das Meisterschaftsspiel im Sportpark Johannesberg statt.

Zu diesem Zeitpunkt ungeschlagen, besiegeln die Saints vor Familien, Freunden und Fans den Aufstieg. „Dass ich in meiner ersten Saison als Quarterback gleich so einen sportlichen Erfolg feiern durfte, war was ganz Besonderes“, gibt Dendtler zu. Dabei geht ein besonders Lob an seinen Offensive-Coordinator Jonas Heck: „Jonas hat mich intensiv unterstützt und gefördert. Er hat mich sportlich und menschlich sehr geprägt.“

Denn es geht schließlich nicht nur um die spielerischen Basics als Quarterback, auch die damit verbundene neue Rolle als Leader muss gelernt werden. Trotz der zusätzlichen Herausforderung empfindet der Sportler selbst auf seiner neuen Position weniger Leistungsdruck: „Als Quarterback kann ich freier spielen, eigenständig Entscheidungen treffen und bin nicht wie als Receiver das letzte Glied der Kette, in der vorher alles funktionieren muss, damit ich den Ball bekomme und dann natürlich unter Druck stehe.“

An der Hochschule Fulda studiert Patrick Dendtler in seinem inzwischen siebten und letzten Semester „Soziale Arbeit“. Was danach passiert? „Das ist ein Thema, das mich momentan sehr viel beschäftigt. Ich weiß noch nicht, ob ich nach dem Studium hierbleiben werde.“ Falls es den Sportler aus Fulda wegzieht, weiß er, dass es nicht einfach werden wird, sein Team, besonders in Hinblick auf seine Position und die neue sportliche Situation, zurückzulassen.

„Falls Patrick gehen sollte, wäre das ein großer Verlust, er hat die letzten Jahre einen großen Sprung gemacht“, findet Headcoach Danijel Katusic lobende Worte. Gleichzeitig hat er aber auch Verständnis, wenn der Quarterback Fulda verlassen sollte: „Er ist jung und muss seinen Weg gehen.“ Man darf also gespannt sein, wie es mit den Fulda Saints, der Herausforderung Oberliga und ihrem Quarterback Patrick Dendtler weitergehen wird. (Franziska Schaub) +++

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