Rückrufaktionen bei METRO und Kaufland

Akte "Gift-Wurst" liegt beim Staatsanwalt - Hersteller Wilke stellt Insolvenzantrag

Dunkle Wolken türmen sich hinter einer Werbefahne des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren. Nach zwei Todesfällen durch Keime in Wurstwaren steht die Produktion still.
Foto: picture alliance/Uwe Zucchi/dpa

05.10.2019 / KORBACH - Düstere Wolken liegen über dem nordhessischen Wursthersteller Wilke - und die Luft wird dünner. Nach zwei Todesfällen durch Wurst-Keime ist das Unternehmen "Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH" jetzt auch in wirtschaftliche Schieflage geraten. Die Staatsanwaltschaft Kassel ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Anders als von den Behörden zunächst dargestellt, landete die Wurst auch als Eigenmarke bei Verbrauchern. METRO und Kaufland haben bereits Rückrufaktionen gestartet.


Das Unternehmen Wilke habe die Eröffnung eines "vorläufigen Insolvenzverfahrens" beantragt, bestätigte ein Sprecher des Amtsgerichts Korbach am Freitag. In einem solchen Verfahren werde geprüft, ob die Voraussetzungen zur Durchführung eines Insolvenzverfahrens vorliegen. 200 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe.

Das Veterinäramt des Landkreises Waldeck-Frankenberg hatte das Unternehmen Wilke in Twistetal-Berndorf bereits am vergangenen Dienstag behördlich geschlossen. OSTHESSEN|NEWS berichtete. Grund dafür waren zwei Todesfälle, die mit Produkten der Firma in Zusammenhang stehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Todesfälle auf Listerien in Pizzasalami und einer Brühwurst des Unternehmens zurückzuführen sind, liegt laut Robert-Koch-Institut bei 99,6 Prozent.

Auch METRO-Eigenmarke betroffen

Der Großhändler Metro Deutschland ruft sämtliche Wilke-Artikel zurück. Eine Sprecherin sagte in BILD, auch Eigenmarken seien betroffen. Die Listerien-Warnung gelte für die Metro-Produkte "Aro Pizzasalami 1000g", "Aro Peperonisalami 1000g", "Metro Chef Pizzasalami geschnitten 1000g" und "Metro Chef Peperonisalami geschnitten 1000g". (Mehr dazu auf der METRO-Webseite)

Ebenso startete die Supermarkt-Kette Kaufland mit Hauptsitz in Neckarsulm (Baden-Württemberg) einen umfassenden Rückruf und hat die Wurst aus den Regalen entfernt. Bei Kaufland wurden nicht nur mit Wilke-Logo bedruckte Produkte verkauft – es ging auch Wilke-Wurst lose über die Theke, ohne dass der Hersteller erkennbar war. Verkaufsstellen habe es aber ausschließlich in den in Märkten in Biedenkopf, Korbach und Schwalmstadt gegeben.

Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Es gebe einen Anfangsverdacht, sagte eine Sprecherin. Dieser richte sich noch nicht gegen eine konkrete Person.

foodwatch kritisiert Informationspolitik

Unterdessen wirft die Verbraucherorganisation foodwatch den Behörden und dem nordhessischen Wurstproduzenten "schwere Versäumnisse" vor. Es sei inakzeptabel, dass noch immer keinerlei Angaben zu den Verkaufsstellen der zurückgerufenen Produkte gemacht worden seien, erklärte die Organisation. Auch gebe es bislang keine Liste der betroffenen Produkte. "Die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten die Herkunft der Produkte nicht sicher nachvollziehen."

In der Reha-Einrichtung des Uni-Klinikums Köln seien, so foodwatch, am Donnerstag noch Wilke-Produkte vorhanden gewesen sein. Am Freitagabend musste die Klinik einräumen, dass einigen Patienten diese Wurst auch angeboten wurde.

Auf dem Online-Portal des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit" lebensmittelwatch.de" heißt es: "Personen, die betroffene Produkte verzehrt haben und schwere oder anhaltende Symptome entwickeln, sollten ärztliche Hilfe aufsuchen und ihren Arzt auf eine mögliche Listerien-Infektion hinweisen. Schwangere, die betroffene Produkte verzehrt haben, sollten sich auch ohne Symptome in ärztliche Behandlung begeben und sich beraten lassen. Für andere Personen ohne Symptome ist dies nicht sinnvoll."

Der Ausbruch der Erkrankung kann bis zu acht Wochen nach Aufnahme der Bakterien erfolgen, zu Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung führen. Wie der Wurst-Skandal aus Nordhessen weitergeht, ist offen. Fakt ist aber: Der Listerien-Alarm bei Behörden und Verbrauchern bleibt bestehen. (Christian P. Stadtfeld) +++

Heruntergelassen sind die Rolltore des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren in Nordhessen.
Foto: picture alliance/Uwe Zucchi/dpa

X