Recht auf gesellschaftliche Teilhabe

Erfolgsgeschichte für Menschen mit Handicap: 50 Jahre Caritas Werkstätten

Hier im Priesterseminar hat 1969 alles begonnen
Foto: (C. Scharf/Caritas FD)

26.09.2019 / FULDA - Grund zum Feiern hatten heute die Mitarbeiter der Caritas Werkstätten, die dieses Jahr auf ihr 50-jähriges Bestehen zurückblicken können. 561 Menschen mit Behinderung und rund hundert Beschäftigte arbeiten an insgesamt fünf verschiedenen Standorten in und um Fulda. Mit einem Gottesdienst in der St. Sturmiuskirche und einem anschließenden Festakt beging man gemeinsam den runden Geburtstag der Institution, die für Menschen mit Handicap in der Region eine große Bedeutung hatte und hat. Hier wird ihnen die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe gegeben und damit eine wesentliche Voraussetzung für Inklusion erfüllt. Caritasdirektor Dr. Markus Juch begrüßte die zahlreichen Geburtstagsgäste in der St. Vinzenzstraße, erinnerte an die Anfänge, betonte den qualitativen Unterschied und die Erfolgsgeschichte der heute bestehenden Einrichtung.



In einem Flügel des Priesterseminars begann im Jahre 1969 – also vor genau 50 Jahren – die Geschichte der Werkstätten der Caritas-Behindertenhilfe Fulda. Mit 13 Frauen und Männern und zwei Betreuungspersonen hatte man damals noch klein angefangen. Für die „Beschützende Werkstatt“, wie sie damals hieß, wurde kurzerhand ein Trakt mit einigen Räume im Priesterseminar als Arbeitsstätte hergerichtet. Die Werkstatt galt damals vor allem als reine Sozialhilfe-Maßnahme, deshalb sprach man auch von der ‚beschützenden Werkstatt‘. "Heute wissen wir, dass Menschen mit Behinderung gerne arbeiten und auch ein Recht auf Teilhabe an Arbeit haben. Zudem sind Arbeit und Produkte aus den Werkstätten von Menschen mit Behinderung anerkanntermaßen von höchster Qualität", sagt Caritasdirektor Dr. Markus Juch.

Gesamtwerkstättenleiter Bernd Wystrach und Ressortleiter Dominique Vilmin beleuchteten den Wandel der Werkstätten innerhalb der letzten 50 Jahre und deren verändertes Selbstverständnis. Während Behinderung früher ausschließlich als Defizit definiert wurde und die Betroffenen vor allem verwahrt, betreut und beschäftigt wurden, werde der Anspruch auf Teilhabe und Inklusion mittlerweile auch durch die Möglichkeit einer sinnvollen Arbeit realisiert. Dabei würden die Arbeitsbedingungen den Menschen mit Handicap angepasst und deren Begabungen ausgebildet und gefördert.

Nach zahlreichen Grußworten von Kirchenvertretern, Stadt und Landkreis Fulda, Werkstattmitarbeitern und -beirat sowie einer Delegation aus der Ukraine hielt Dr. Wolfgang Trunk von der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen in Hessen seinen Festvortrag "Zur Situation der Werkstätten heute", in dem er kritisch "Wasser in den Wein" der Freude über das Jubiläum goss. Geldmangel und bürokratische Hürden erschwerten die wichtige und wertvolle Arbeit der Werkstätten. Deren Aufgaben würden überwiegend als Kostenfaktoren definiert und die Gesamtkonzeption in kleinere Einzelaufgaben gesplittet, die man so leichter kürzen könne. Das sei kontraproduktiv, stattdessen könne man sich die Kosten für die gesonderte und aufwendige Ermittlung von Hilfebedarf sparen, so der Referent. (ci)+++

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