"Verstehe, dass Frauen mehr Druck machen!"

Kardinal Reinhard Marx spricht auf dem Domplatz mit Demonstrantinnen

Daumen hoch für den Reformprozess? Der Vorsitzende der Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx
Alle Fotos: Martin Engel

24.09.2019 / FULDA - "Gleich und berechtigt", skandierten rund 150 Teilnehmerinnen einer Kundgebung der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) zum offiziellen Start der diesjährigen Bischofskonferenz. Den ab heute hinter verschlossenen Türen tagenden Bischöfen präsentierten sie ihre dringende Forderung nach mehr Teilhabe und einen gleichberechtigten Zugang für Frauen auch zu den Weiheämtern in der katholischen Kirche. Die Frauen hätten lange genug geduldig gewartet und geschwiegen - das sei jetzt vorbei. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx und sein Fuldaer Amtsbruder Michael Gerber gingen gemeinsam auf die Demonstrantinnen zu und sprachen vor Beginn der Konferenz kurz mit ihnen. Marx äußerte sein Verständnis für die Forderungen der Frauen. "Ich weiß, es braucht Bewegung. Ich dränge und pushe, aber manchmal geht es nur langsam voran." Er wisse, welch wichtige Rolle den Frauen in der Kirche zukomme.


Die kfd-Bundesvorsitzende Mechthild Heil sagte: „Wir sind uns sicher, dass nach den starken Reformrufen und Aktionen der vergangenen Monate das Thema ‚Frauen und Kirche‘ großen Raum bei der Vollversammlung einnehmen wird. Nach wie vor treten wir aus unserem starken Glauben heraus für eine Erneuerung der Kirche ein. Eine Veränderung kann es nur im Miteinander und im Dialog geben – aber sie muss kommen.“

Unter großem Medieninteresse skizzierte der Vorsitzende im Auditorium maximum der Theologischen Fakultät dann die Agenda der diesjährigen Bischofskonferenz. Da ist zuallererst die Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der Missbrauchsstudie und den Umgang mit deren Ergebnissen. Bei seinen Gesprächen in Rom sei ihm vergangene Woche "kein Stoppschild" für den eingeschlagenen synodalen Weg gezeigt worden, sagte Marx. Die drei großen internen Fragen zum Umgang mit Sexualität, Missbrauch und Machtstrukturen müssten gemeinsam angegangen werden. Sein Treffen mit Papst Franziskus in der vergangenen Woche im Vatikan sei eine konstruktive Begegnung gewesen.

Ein Brief aus dem Vatikan hatte die Reformbemühungen der deutschen Bischöfe als Alleingang kritisiert. Marx sagte, die Missverständnisse seien weitgehend ausgeräumt worden, die Bischofskonferenz wolle die Inhalte der Kritik aus Rom gemeinsam diskutieren. "Ich habe in Rom deutlich gemacht, dass ich gewisse Dinge anders sehe", sagte der Vorsitzende. Kardinal Marx betonte, es habe doch niemals zur Debatte gestanden, dass sich die katholische Kirche in Deutschland durch das Verfahren des synodalen Wegs von der Weltkirche lösen wolle.

Ein wichtiges Thema sei auch die Evangelisierung und die Gewinnung von Priesternachwuchs. "Wie können wir evangelisieren, wenn unsere Glaubwürdigkeit verloren gegangen ist?", fragte Marx. Dafür müssten auch die Fragen nach systemischen Veränderungen besprochen werden. Es bedürfe einer neuen Ausrichtung des Priesterbildes und der Strukturen, in denen"nicht die einen befehlen und die anderen gehorchen".

Der Frage nach der Einführung einer Weihe für Frauen innerhalb der nächsten zehn bis 15 Jahre, erteilte Marx eine klare Absage. Die deutschen Katholiken seien Teil der Weltkirche, die dafür zu größten Teilen kein Verständnis habe. "Ich verstehe, dass die Frauen jetzt etwas mehr Druck machen." Aber es herrschten diesbezüglich völlig wahnsinnige Erwartungen innerhalb der Öffentlichkeit. Der Prozess der Veränderungen sei "kein gemütlicher Weg", so Marx. (ci)+++

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