Pastoral am Puls

Neues Buch unter Beteiligung von Bischof Michael Gerber erschienen


Foto: Bistum Fulda

20.09.2019 / FULDA - In diesen Tagen ist ein neues Buch unter Beteiligung von Bischof Dr. Michael Gerber erschienen. Es ist dem Thema „Kirchenentwicklung konkret“ gewidmet. Mitgearbeitet haben insgesamt 18 Autoren. Unter dem Stichwort „Pastoral am Puls“ erschließt es in 33 leicht zugänglichen Texten eine Initiative, die auf die Leitung und Begleitung geistlicher Prozesse ausgerichtet ist. Seit über zehn Jahren haben Mitarbeiter südwestdeutscher Diözesen in eine intensive Praxisreflexion investiert.



Daraus wurde ein eigener Ansatz entwickelt, um Einzelpersonen sowie Gremien und Gruppen in der Umsetzung geistlicher Prozesse zu qualifizieren. Bischof Michael Gerber gehört selbst zu den Initiatoren dieser „Pastoral am Puls“ und stellt die Frage: „Was hat Gott mit einer Kirche vor, die von tiefgreifenden Veränderungen und Krisen geprägt wird – in der es aber auch erstaunliche Neuaufbrüche gibt?“ Für die vier Herausgeber sei die positive Resonanz in einer Reihe von Pfarreien und Pastoralverbünden eine Aufforderung gewesen, bisherige Erfahrungen im nun vorliegenden Werkbuch darzustellen und wissenschaftlich aufzuarbeiten, betont Gerbers Persönlicher Referent Dr. Peter Zürcher, der einer der Autoren ist.

Für die geistliche Dimension kirchlicher Entwicklungsprozesse wurde eine Haltung ausdifferenziert, die bereits Josef Kentenich, der Gründer der internationalen Schönstattbewegung, treffend auf den Punkt gebracht hatte: „Das Ohr am Herzen Gottes und die Hand am Puls der Zeit.“ Für eine solche Wahrnehmungsfähigkeit wurde eine Methodik entwickelt, die im Buch als „Arbeit mit der Pastoralen Schriftrolle“ beschrieben wird. Dabei stelle sich die Frage, wohin Gott selbst seine Kirche führen will. Eine Antwort darauf wachse aus der Wahrnehmung und dem Austausch von Menschen, die nach dem Handeln Gottes im eigenen Leben und in dieser Welt forschen. Davon zeigt sich auch Prof. Dr. Hubertus Brantzen, einer der Herausgeber, überzeugt.

Es geht dabei um einen reflektierten hermeneutischen Zugang zur Wirklichkeit, wie er etwa auch beim Philosophen Hans-Georg Gadamer und dessen Umgang mit historischen Texten zu finden sei, stellt Pfarrer Kurt Faulhaber heraus. In der Praxis der „Pastoral am Puls“ wird hierzu mit einer Schriftrolle gearbeitet, wie sie bis heute im Judentum für die Heiligen Schriften verwendet wird. Die sogenannte „Pastorale Schriftrolle“ wird allerdings dafür genutzt, konkrete Ereignisse und Alltagserfahrungen zu notieren, um schließlich in einem vernetzten Wahrnehmen und Lesen und im gemeinsamen Austausch mit anderen nach dem Handeln Gottes zu suchen. „Diese Schule der Wahrnehmung und des geistlichen Austausches ist nicht am grünen Tisch entstanden, sondern aus der Dynamik einer Gruppe und des gelebten Lebens“, unterstreicht Bischof Gerber. „Wir haben festgestellt, dass unser Austausch eine ungeahnte Tiefe bekommen hat, nach der wir uns in den praktischen Prozessen der Kirchenentwicklung immer gesehnt haben.“

Pfarrer Bernhard J. Schmid, der in Eislingen bei Stuttgart für mehrere Gemeinden verantwortlich ist, kann diesen Vorgang über eine mehrjährige Praxis bestätigen. „Es geht nicht darum, eine sachliche Gemeindechronik zu schreiben, sondern es ist das Subjektive, Erlebnis- und Erfahrungshafte gefragt. Darin lesen wir dann auch, was Gott mit uns vorhat!“ Auf diese Weise seien zwei bislang starke eigenständige Pfarreien heute fusioniert. „Durch unsere kleinen Geschichten, Ereignisse und Erlebnisse führt Gott uns zusammen.“

„Pastoral am Puls“ sei kein weiteres Projekt unter vielen anderen, macht Zürcher deutlich. Es gehe um jene pastorale Umkehr, die Papst Franziskus bereits in seiner Programmschrift Evangelii Gaudium und auch im Blick auf den Synodalen Prozess in Deutschland fordere: „sich gemeinsam auf den Weg zu begeben mit der ganzen Kirche unter dem Licht des Heiligen Geistes, unter seiner Führung und seinem Aufrütteln, um das Hinhören zu lernen und den immer neuen Horizont zu erkennen, den er uns schenken möchte.“

Michael Gerber, Hubertus Brantzen, Kurt Faulhaber, Bernhard J. Schmid (Hg.): pastoral am puls. Glaubenswege gehen – geistliche Prozesse leiten, Verlag Herder, 1. Auflage 2019, gebunden, 192 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 978-3-451-38558-2. Leseprobe zum Buch: Hier. Bischof Gerber erläutert das Buch hier

 Die Herausgeber sind Dr. Michael Gerber, 2013-2019 Weihbischof im Erzbistum Freiburg, seit 2019 Bischof von Fulda; Prof. Dr. Hubertus Brantzen, von 1979 bis 2014 Ausbildungsleiter für Kapläne und Pastoralassistenten; Pfarrer i. R. Kurt Faulhaber, der Gemeinden auf dem praktischen Weg der „Pastoral am Puls“ begleitet und freier Mitarbeiter von Bischof  ist; Bernhard J. Schmid, Pfarrer der Seelsorgeeinheit Eislingen im Dekanat Göppingen-Geislingen. (pm) +++

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