Tag der deutschen Sprache
"Die Sprache gehört dem Volk": Josef Kraus referierte im Bonifatiushaus
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19.09.2019 / FULDA -
„Das Menschlichste was wir haben, ist doch die Sprache“, mit diesem Zitat aus einem Roman Theodor Fontanes verwies der Vorsitzende der Goethe-Gesellschaft Fulda, Reinhard Schwab, in seiner Begrüßung bereits auf die Bedeutung des Themas, dem sich der Referent und Preisträger des Sprachpreises 2018, Josef Kraus, anschließend ausgesprochen engagiert widmen sollte.
In Anlehnung an den Sprachphilosophen Ludwig Wittgenstein (1889–1951) war der Vortrag betitelt mit „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt – Wie die Deutschen mit ihrer Sprache umgehen (sollten).“ Der studierte Germanist und Diplompsychologe machte gleich zu Beginn klar, dass Sprache und ihre Begrenzung etwas mit Macht und Ohnmacht zu tun hätten.
Auch in der nationalen Wissenschaft müsse die deutsche Sprache ihren Platz behalten, sie dürfe nicht auf dem „Altar der Globalisierung“ geopfert werden. Einen besonderen Schwerpunkt seiner Sprachkritik legte Kraus auf die politisch korrekte Sprache und die Gender-Sprache, zwei Beispiele ideologiegesteuerten Sprechens. Mithilfe von Euphemismen und „Hui- und Pfui-Begriffen“ hätten politische Manipulateure ein Sprachdiktat entwickelt, das vorgebe, was man sagen dürfe und was nicht, und das zur „Ent-Intellektualisierung“ führe. Man denke und spreche nur noch in eng gesteckten, weil unangreifbaren Sprechmustern und unterwerfe sich so dem moralischen Totalitätsanspruch dieser Sprachdiktatur. Eine Schweigespirale sei die Folge. George Orwells „Big-Brother“- Regime aus dessen Roman „1984“ lasse grüßen.
Am Ende seines Vortrags rief er zum Widerstand gegen die Sprachverhunzung auf und forderte einen qualifizierten Deutschunterricht, der die Schönheit und Vielfalt der deutschen Sprache bewahren helfe. Denn die Sprache gehöre dem Volk, das sich allerdings auch darum kümmern müsse, diese zu bewahren. Langanhaltender Applaus stellte die weitgehende Zustimmung des Publikums mit den Thesen des Referenten unter Beweis. Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Aussprache, die sich dem Tag der deutschen Sprache als ausgesprochen würdig erwies.
Dass diese erste größere Veranstaltung der Goethe-Gesellschaft Fulda in Kooperation mit dem Hessischen Philologenverband rundum ein Erfolg wurde, ist auch dem Bonifatiushaus geschuldet, dessen Räumlichkeiten dem Vortrag einen angemessenen Rahmen gaben. Nicht minder trugen die leiblichen Genüsse in Gestalt von lecker belegten Minibrötchen und süffigem Goethewein des DRK-eigenen Caterings Kulinaria zum Gelingen des Abends bei, wofür sich die Goethe-Gesellschaft herzlich bedankt. (pm) +++