Vorbildfunktion für andere Regionen

Landarzt-MVZ Rhön: Ein wichtiger Schritt gegen den ländlichen Ärztemangel

v.l.n.r.: Bürgermeister Manfred Helfrich, Staatssekretärin im dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration Anne Janz und der ärztliche Leiter des MVZ Dr. Martin Wittig.
Fotos: Maria Franco

18.09.2019 / POPPENHAUSEN (WAKU) - Am Dienstagnachmittag lud das Landarzt-MVZ Rhön in Poppenhausen (Wasserkuppe) Pressevertreter, Ärzte und Team sowie politische Akteure wie Anne Janz, Staatssekretärin aus dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, zur offiziellen Eröffnung ein. Die Praxis hat im Frühjahr 2019 seine Arbeit aufgenommen. 6.000 Einwohner wurden damit vor dem Ärztemangel gerettet. Das Projekt kann als Vorbild für andere Regionen gewertet werden.



Das MVZ (Medizinische Versorgungszentrum) gewährleistet kurze Wege und Versorgung aus einer Hand. Neben dem Standort in Poppenhausen gibt es zwei weitere Ärzte in Schmalnau-Ebersburg. Weitere Gesellschafter sitzen in Rothemann, Gersfeld und Bad Brückenau.

Zu Beginn lobt der Bürgermeister der Gemeinde Poppenhausen, Manfred Helfrich, das Konzept. Die schnelle Umsetzung und „die tolle Kombination von Leistungsträgern“ sei vorbildlich. Der Förderantrag ist im Jahr 2018 gestellt worden und ging zügig durch. Das Projekt erhielt Unterstützung durch den Landkreis Fulda. Stellvertretend für den Kreis Fulda äußert sich der Erste Kreisabgeordnete Frederik Schmitt ebenfalls positiv gestimmt. Er schneidet zwei wichtige Punkte für die Zukunft an, die gemeinsam geklärt werden müssen: Das Nachwuchsthema stehe dabei im Vordergrund, es müssen mehr Ärzte nachkommen. Den zweiten Punkt stellen Regresse dar: „Wie oft sind Hausärzte von Regress betroffen – kriegt man da eine Verbesserung hin?“

Auch die Staatssekretärin Anne Janz ist von dem Projekt begeistert. Ihr ist es ein wichtiges Anliegen die Praxis in der Rhön besuchen zu können. Sie ist mit der Problematik vertraut: Janz ist selbst im ländlichen Umfeld aufgewachsen und schon damals herrschte in ihrem Dorf die Sorge, was wohl passiert, wenn der Landarzt aufhören würde. Der Mangel an Landärzten erzeuge große Verunsicherung bei den Menschen. Besonders bei denjenigen, die unter einer Beeinträchtigung leiden, oder Älteren würden schwerwiegende, existenzielle Probleme entstehen, beispielsweise durch fehlende Mobilität.

Insgesamt stellt die Staatssekretärin heraus, dass das Gesundheitssystem sich momentan generell im Umbruch befindet. Es entstehen endlich Bewegungen, auch in Bezug auf den Fachkräftemangel. „Man muss, wie hier, koaktiv etwas tun.“ Natürlich müssen noch viele Fragestellungen weiter geklärt werden. Das Ministerium habe aber bereits seinen Fokus auf die ärztliche Versorgung gesetzt. Dementsprechend steht in der Koalition das Thema Gesundheit ganz vorne.

„Andere ländliche Regionen sollen ermutigt werden. Hier wurde ein gutes Praxisbeispiel gesetzt. Es muss nicht immer alles zentral sein. Der ländliche Raum ist durchaus lebens- und liebenswert“, so Janz. Die Rhön biete vor allem mit ihrer intakten Natur und sozialen Struktur viel Lebensqualität.  

Markus Knöfler von Conclusys, der sich mit der Entwicklung und strategischen Ausrichtung medizinischer Einrichtungen beschäftigt, hebt hervor: „Hier wurden 30 Prozent der Versorgung gerettet.“ Ziel sei es, an weiteren Standorten das Projekt umzusetzen. Neue Bewerber sind an dieser Stelle gerne willkommen.

Der Ärztliche Leiter des MVZ, Dr. Martin Wittig, erzählt zum Schluss von seinen Erfahrungen: Im Laufe der Zeit, nach 30 Jahren seiner Tätigkeit als Arzt, seien die Krankheitsbilder komplexer geworden. Von ärztlicher Seite gab es einiges zu tun. Früher führte er eine ländliche Gemeinschaftspraxis, bis sein Kollege aufhörte. Er hätte sich das alles alleine nicht finanzieren können. „Ich bin dankbar für das MVZ.“ Ohne die Hilfe von Bürgermeister Helfrich und allen anderen Beteiligten wäre das nicht möglich gewesen. „Heute arbeite ich zwar länger, es ist aber viel entspannter.“ (mkf) +++

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