850 Besucher in der Stadthalle

SPD sucht neue Parteispitze - Kampmann/Roth nutzen den Heimvorteil

Christina Kampmann und Michael Roth
Foto: Hans-Hubertus Braune

17.09.2019 / BAUNATAL - 850 Besucher in der gut gefüllten Stadthalle und sieben Kandidatenpaare, die an die Spitze der Bundes-SPD wollen. Von Untergangsstimmung keine Spur. Dabei befindet sich die Partei in einem Tal, aus dem sie schnellstens wieder raus will. In Baunatal - inmitten der nordhessischen SPD-Hochburg - macht sich Aufbruchstimmung breit. Mit stehenden Ovationen feiern die Mitglieder nach gut zweistündiger Vorstellung ihre insgesamt 14 Kandidaten, die Hand in Hand sich vor dem Publikum artig verneigen.

Die Sozialdemokraten suchen die Nachfolger der zurückgetretenen Parteivorsitzenden Andrea Nahles. Künftig soll es eine doppelte Parteispitze hinbekommen. Ein Hauptziel ist, die Partei wieder zu einen, sie wollen geschlossen auftreten. Egal welches Paar sich letztlich durchsetzt, es wird die Genossinnen und Genossen zu neuem Zusammenhalt führen müssen.


Auf 23 Regionalkonferenzen fühlen die Mitglieder den Kandidaten auf den Zahn. Vom 14. bis 25. Oktober können die Mitglieder dann online oder per Brief abstimmen. Am 26. Oktober wird das Ergebnis veröffentlicht. Am Bundesparteitag wird die neue Spitze dann bestätigt. Zuvor gibt es eine Abstimmung zwischen Platz eins und zwei, sollte kein Duo im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichen. Bei sieben Kandidaten-Paaren ein zumindest wahrscheinliches Szenario.

Baunatal war für den Bundestagsabgeordneten und Staatsminister Michael Roth sozusagen ein Heimspiel. Roth (49 aus Bad Hersfeld) tritt gemeinsam mit der ehemaligen NRW-Familienministerin Christina Kampmann (39, Nordrhein-Westfalen) an. Prominente Konkurrenten sind unter anderem Bundesfinanzminister Olaf Scholz (mit Klara Geywitz), Gesine Schwan (mit Ralf Stegner) oder Karl Lauterbach (mit Nina Scheer).

Nimmt man die Stimmung und den Applaus als Maßstab, so hat das Duo Kampmann/Roth den Heimvorteil genutzt. Sie zählen unter den Beobachtern der bisherigen elf Regionalkonferenzen zum Favoritenkreis. Kampmann/Roth ergänzen sich gut, sammeln auch mit ihrer Lockerheit Sympathiepunkte (die frühere Standesbeamtin Kampmann:"Ich habe ja gesagt"). Insbesondere Roth gab sich in Baunatal kämpferisch, wohl wissend, dass die Jüngsten der Kandidatenpaare durchaus Chancen haben.

Zunächst stellten sich die Paare in jeweils fünfminütiger Redezeit dem Publikum vor. Es folgte eine Fragerunde durch den Moderator, anschließend durften die Besucher ran bevor die Kandidaten sich in einem jeweils zweiminütigen Schlusswort nochmals präsentieren durften.

"Mir ist ehrlich nach dem heutigen Abend um die SPD nicht mehr bange. Ich muss das jetzt erstmal sacken lassen. Ich habe sehr gute Vorschläge gerade auch für mein Thema Arbeit und Soziales gehört. Wir haben ja noch ein paar Wochen Zeit. Die SPD kommt", sagte Birgit Kömpel gegenüber OSTHESSEN|NEWS und wollte sich noch nicht auf ein Favoritenpaar festlegen lassen. Sie war mit einer Abordnung osthessischer SPD-Genossen ebenfalls nach Baunatal gereist, um sich die Kandidaten anzuschauen.

"Das war ein tolles Fest für die SPD. Wir haben gezeigt, was in uns steckt. Das Interesse ist riesengroß. Ich freue mich über die Rückdeckung, weil ich schon gespürt habe, dass es hier viel Zustimmung für Christina und für mich gibt", sagte Roth am späteren Abend zu O|N. Am Dienstag geht es für die sieben Kandidatenpaare bereits mit der nächsten Regionalkonferenz in Berlin weiter. (Hans-Hubertus Braune) +++

X