Situation des Ehrenamts, Teil 2

Die Welt aus einer anderen Perspektive wahrnehmen

Bewohner, Ehrenamtliche und Heimleiterin in der Kapelle des Blindenheims.
Fotos: Maria Franco

18.09.2019 / HILDERS (RHÖN) - Wie steht es um die Zukunft des Ehrenamts in unserer Region? OSTHESSEN|NEWS hat sich einige Einrichtungen herausgesucht und dort die jeweilige Situation erfragt. Teil 2 der neuen O|N-Serie führt uns an einen Ort der Sinne in die Rhön.



Es ist das Einzige seiner Art in Deutschland: Das Caritas Pflege- und Taubblindenheim in Hilders bietet Dauer- oder Kurzzeitpflege für pflegebedürftige Senioren mit Hör- und Sehbehinderung sowie Demenzerkrankung. Derzeit werden in der Einrichtung 36 Bewohner von 15 Ehrenamtlichen, unter der Leitung von Marina Göbel, betreut. Die Ehrenamtlichen leisten einen wichtigen Beitrag und werden nach entsprechenden Fähigkeiten und Interessen eingesetzt.

„Es ist nicht einfach Ehrenamtliche zu rekrutieren“, so die Heimleiterin. Die Helfer seien überwiegend älter: „Helfende Hände werden immer dankbar angenommen, da aus Altersgründen zukünftig mehrere Ehrenamtliche kürzertreten müssen. Einige sind schon über 20 Jahre in dem Heim tätig und kennen sich bestens aus.“ Besonders erfreulich sei die Unterstützung einer Blinden im Team.

Die Aufgabenbereiche vor Ort reichen von Basteln, Spielen und Singen bis zum Einkaufen, der Gottesdienstführung oder dem gelegentlichen Grillen. „Niemand ist bei uns fest eingebunden“, betont Göbel. Die Heimleiterin ist schon seit 39 Jahren in dem Bereich tätig. Für sie ist auch ein harmonisches Miteinander unter den Ehrenamtlichen unabdingbar. Treffen sollen dabei helfen in Kontakt zu bleiben und sich auszutauschen. Schulungen finden in der Einrichtung statt. Hierzu gehört unter anderem das Erlernen der Tastsprache „Lormen“, über die Sinnesbeeinträchtigte kommunizieren. 

Die Angebote des Heimes sind vielseitig. „Es ist sehr wichtig alle Sinne der Bewohner zu erreichen“, hebt Göbel hervor. Aus diesem Grund sind an den Wänden Bilder, Kalender sowie kreative Taststationen den Bedürfnissen der Bewohner angepasst. Gesellschaftsspiele, Klangschalen und weitere Gegenstände ermöglichen weitere Fühl- und Hörerlebnisse. Auch an Gottesdiensten können die Bewohner teilnehmen. Die Wortlaute werden in das Tastalphabet übersetzt und somit vermittelt. 

Sinnesbeeinträchtigte Bewohner können sich im Haus durch Handläufe mit Orientierungspfeilen und Zeichen orientieren. Im Außenbereich funktioniert dies zudem mit unterschiedlichen Bodenbelägen oder Pflasterkreisen. In der Natur werden die Sinne ebenfalls geschult, beispielsweise bei Tätigkeiten im Hochbeet oder an Sportgeräten. Zusätzlich werden in der Gruppe Ausflüge zur Wasserkuppe oder zu Museen organisiert, um verschiedene Sinneserfahrungen zu erleben.

Nächstes Jahr ist der Umzug des Heimes nach Fulda Neuenberg geplant. Die Heimleiterin freut sich auf die neuen Räumlichkeiten. Jedoch werden einige ältere Ehrenamtliche das Heim aufgrund der Distanz nicht mehr unterstützen können. „Wir freuen uns über Neuzugänge, jede kleinste Hilfe ist schon sehr viel Wert. Vielleicht werden an dem neuen Standort in der Stadt mehr Menschen auf uns aufmerksam.“

Interesse an freiwilliger Mitarbeit im Taubblindenheim? Infos und Kontakt: Tel. 06681 / 9607-0, E-Mail taubblindenheim@caritas-fulda.de, Internet: www.seniorenheim-rhoen.de (Maria Franco/ Antonia Seemann)

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