„Aus dem Volk – für das Volk“
Weil er E-Mails schreiben kann: NPD Politiker zum Ortsvorsteher gewählt
Foto: picture alliance/Andreas Arnold/dpa
09.09.2019 / ALTENSTADT -
„Aus dem Volk – für das Volk“: Weil man jemanden brauchte, der E-Mails schreiben und einen Computer bedienen kann, wurde nun in Altenstadt-Waldsiedlung (Wetterau) ein Rechtsextremer, der bereits mehrfach im Verfassungsschutzbericht des Landes Hessen namentlich erwähnt wurde, als Ortsvorsteher gewählt.
Man habe die Wahl nicht so ernst genommen, außerdem sei der Posten bereits seit rund zehn Wochen vakant gewesen, rechtfertigte der CDU-Vertreter Norbert Szielasko die Personalentscheidung gegenüber dem HR. "Wir hatten keinen anderen - vor allem keinen Jüngeren, der sich mit Computer auskennt, der Mails verschicken kann." Stefan Jagsch, der nebenbei auch noch der stellvertretende hessische NPD-Landesvorsitzende ist, erhielt bei der Abstimmung am vergangenen Donnerstagabend so alle Stimmen der anwesenden Mitglieder des Ortsbeirates. Darunter von Vertretern von CDU, SPD und FDP.
Ein weiterer Erklärungsversuch: „Was Jagsch in der Partei macht oder privat, das ist nicht mein Ding, nicht unser Ding“, sagte Szielasko dem Hessischen Rundfunk. „Im Ortsbeirat verhält er sich absolut kollegial und ruhig.“ Ein Vakuum der Alternativen macht auch der Altenstädter SPD-Vorsitzende Markus Brando für das Desaster verantwortlich. Weil es niemanden anderen zur Auswahl gegeben hätte, hätten alle politischen Vertreter eben den NPD-Anhänger gewählt.
Jagsch selbst kündigte auf Facebook an, sich für die Interessen des Ortsteils einzusetzen sowie weiterhin parteiübergreifend und konstruktiv mit allen anderen Parteien zusammenarbeiten zu wollen. „Aus dem Volk- für das Volk!“ so der NPD Vize abschließend.
Wie es nun in Altenstadt-Waldsiedlung weitergeht, ist unklar. Laut Hessischem Verwaltungsverfahrensgesetz müsste der neue Ortsvorsteher seine Pflicht gröblich verletzen, seine Tätigkeit nicht ausüben oder sich als unwürdig erweisen, um überhaupt abberufen werden zu können. (mr) +++
Screenshot: Facebook Stefan Jagsch