"Hier darf jeder so sein, wie er mag"

Jeden ersten Samstag im September herrscht in der Löherstraße buntes Treiben

Löherstraßenfest in Fulda
Fotos: Suria Reiche

08.09.2019 / FULDA - Es braucht nicht viel für ein tolles Fest: ein paar Bierbänke, gute Musik, leckeres Bier und interessante Leute. Dann können auch ein paar Regentropfen dem bunten Treiben nichts anhaben. Bis auf die Regentropfen jährt sich das alles bereits seit 2007 an jedem ersten Samstag im September in der Fuldaer Löherstraße, dem Tor zur Stadt.



„Hier verkehrte schon immer ein sehr buntes Volk“, weiß Wolfgang Klose. Der Inhaber der Kaffeerösterei „Kaffeekultur“ findet, dass sich seit der Zeit, in der die Löherstraße noch „Via Regia“ war, nicht viel daran geändert hat: „Hier herrscht ein friedlichen Leben und Leben lassen“, sagt er. Und wahrscheinlich ist das auch das Geheimrezept dafür, dass das Löherstraßenfest seit seinem Beginn im Jahr 2007 ein voller Erfolg ist. Damals wollte die Interessengemeinschaft „Löherstraße“ dafür sorgen, dass trotz des Abrisses des Löhertors noch immer Laufkundschaft kommt und in den zahlreichen kleinen Geschäften entlang des Kopfsteinpflasters seine Einkäufe tätigt. Was vor nunmehr zwölf Jahren noch ganz klein begann, hat sich inzwischen zu einem recht großen Fest gemausert, zu dem Fuldaer aus allen Himmelsrichtungen pilgern. Trotzdem ist das kunterbunte Fest nach wie vor ein „Non-Profit-Fest“, wie es Klose nennt.

„Keiner von uns macht hier mit, weil er großen Gewinn machen will. Die Einnahmen fließen alle in die Finanzierung des Festes.“ So kommt es auch, dass ungefähr 30 der Kuchen, die er vor seiner Kaffeerösterei verkauft, gespendet wurden. Einfach nur, weil es Menschen gibt, die das Löherstraßenfest lieben und wollen, dass es auch in den nächsten zwölf Jahren stattfindet. Was diese Leute an dem Fest so toll finden, können sich die Mitglieder der Interessengemeinschaft denken: „Hier stolpern keine Besoffenen rum, hier herrscht seit Jahren immer gute Laune und jeder kann sein, wie er will.“ Klose denkt, dass die Löherstraße auch deswegen in der Vergangenheit zur heimlichen Kulturmeile Fuldas avanciert ist: „Das Verrückte ist, auch wenn wir hier alle so unterschiedlich sind, funktioniert es.

Das Konzept von damals ist aufgegangen.“ Unterschiedlich sind auch die Besucher, die am Samstag auf den Bierbänken sitzen. „Es ist einfach nicht das typische Publikum, das man auf Fuldas Straßen sieht, sondern sehr vielschichtiger“, sagt auch Martin Hasenauer, Inhaber von „Marleen Records.“ Und das zeigt sich auch in den Speisen, die an den insgesamt acht Ständen angeboten werden: „Hier gibt es nicht nur Pommes und Bratwurst. Auch wenn es die neben zahlreichen anderen Gerichten natürlich auch gibt“, sagt Clemes Böcher von „Böcher Immobilien“, der in jedem Jahr die Organisation des Löherstraßenfestes übernimmt. Aber natürlich handelt es sich bei der Wurst um keine gewöhnliche: Für die ,Löberswoarscht‘ wird gemeinsam mit einer Metzgerei aus dem Vogelsberg jedes Jahr ein neues Rezept kreiert“, so Manfred Borg, Inhaber der Buchhandlung „Ulenspiegel“. In diesem Jahr beinhaltet es Nelken, Piment und Fenchel. „Aber in ganzen Stücken“, betont Borg. (Suria Reiche) +++

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