Zusammen geht es besser

Niemand muss allein mit seinen Sorgen sein - Selbsthilfegruppen stellen sich vor

Organisator Michael Möller vom Selbsthilfebüro Osthessen
Fotos: Suria Reiche

25.08.2019 / FULDA - Die Mittagssonne scheint prall auf den Fuldaer Universitätsplatz. In den Cafés sitzen Menschen und genießen den freien Samstag. Doch nicht alle Osthessen sind in der Lage dazu. Ihre Gesundheit, ihre psychische Verfassung oder irgendein anderer Grund macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Für Menschen wie sie gibt es in Osthessen rund 160 Selbsthilfegruppen. Nicht alle von ihnen sind bekannt. Und genau deswegen stellen sich zumindest 30 davon am Samstag auf dem Universitätsplatz vor. Sie wollen auf sich und unbekannte Krankheitsbilder aufmerksam machen, den Schritt in eine solche Gruppe erleichtern.



Bei Karin Eitel wurde vor einiger Zeit ein, wie sie sagt, unheilbarer Krebs festgestellt. Es folgte eine schwere Zeit. Eine Zeit, in der sie jemanden zum Reden gebraucht hätte. Doch ihre Familie wollte sie nicht ständig mit ihren Sorgen belasten. „Und damals dachte ich, ich wäre mit der Krankheit und den Sorgen so ziemlich allein.“ Als sie den Mut fasste und den Verein „Leben Trotzdem“ gründete, merkte sie, dass das nicht so ist. „Und das tat gut.“ Manche  Krankheiten sind eben auch heute noch tabuisiert. Es sind Dinge, über die man im Normalfall einfach nicht bei Kaffee und Kuchen spricht. Psychische Erkrankungen, wenig erforschte Krebsarten … Am Universitätsplatz päsentieren sich aber alle Betroffenen heute mit viel Selbstbewusstsein. „Und das ist doch gut. Es müsste viel mehr über solche Krankheiten informiert werden“, sagt Eitel.

Der Schritt in die Selbsthilfegruppe sei für Betroffene nicht immer leicht, weiß sie. Gerade deswegen sei der Selbsthilfetag, den das Selbsthilfebüro Osthessen mit dem Träger „Der Paritätische“ in diesem Jahr bereits zum elften Mal veranstaltet, so wichtig. „Es ist essentiell, öffentlich zu sein. Rauszugehen, dorthin, wo die Menschen sind“, sagt auch Michael Möller vom Selbsthilfebüro Osthessen. Die Schirmherrschaft für diesen wichtigen Tag haben deswegen gleich zwei Politiker übernommen. Bei ihren Begrüßungsreden machten sie deutlich, dass Selbsthilfegruppen allein deswegen schon so notwendig sind, weil sie Gemeinschaft bieten: „Eigentlich suggeriert das Wort Selbsthilfe etwas Falsches. Man hilft sich nicht wirklich selbst. Sondern man tut es gemeinsam“, sagte der Erste Kreisbeigeordnete Frederik Schmitt. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“, schloss sich auch der Bundestagsabgeordnete Michael Brand an. „Im geschützten Raum der Selbsthilfegruppen findet man Mut und Orientierung“, sagte er und bekannte sich als Fan von Selbsthilfegruppen.

30 von ihnen bieten Interessierten am Samstag bis 15 Uhr die Möglichkeit, sich zu informieren, mit anderen Betroffenen zu sprechen und Kontakte zu knüpfen. „Es sind jedes Jahr viele Besucher hier“, sagt Organisator Möller, „manche kommen zufällig, weil sie von der Musik angezogen werden. Andere kommen ganz gezielt zu uns.“ So oder so: Ihnen wird die Chance geboten herauszufinden, dass sie mit ihren Sorgen nicht allein dastehen.(Suria Reiche)+++

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