Historischer Hof in Schlotzau saniert
Einst Mittelpunkt im Ortsleben, heute Fachwerkschönheit
Fotos: Landkreis Fulda
28.07.2019 / BURGHAUN -
Die Erhaltung denkmalgeschützter Gebäude ist für den Landkreis Fulda seit vielen Jahren ein Anliegen. Demzufolge förderte er die Grundsanierung der Fassade eines im Jahr 1740 erbauten Fachwerkhauses, das Teil einer ortsprägenden Hofanlage in der Fuldaer Straße in Schlotzau ist, wie der Landkreis in einer Pressemitteilung erklärt.
Einst herrschte reges Treiben auf dem Hof, auf dem Ochsen- und Pferdefuhrwerke verkehrten. Es gab einen kleinen Gastraum, in dem sich die Dorfbevölkerung nach getaner Arbeit traf und so manchen Handel „begoss“. Auch jüdische Händler aus umliegenden Dörfern waren damals im Ort unterwegs, kauften Vieh und boten ihre Waren an. Der durchgängige Gebäudetrakt bestand aus Wohnhaus, Scheune und Stallungen. Hier lebte die Besitzerfamilie samt Knechten und Mägden. Am großen Küchentisch versammelten sich oft über 20 Personen, die ihre Mahlzeiten einnahmen.
Als das Gebäude für eine Bewirtung von Gästen zu klein wurde, entschloss sich Johann Heinrich Burkhardt zu einer Erweiterung. Im direkten Anschluss zum Ursprungstrakt entstand eine neue Gaststätte mit einem bis heute funktionierenden Kühlraum, Saal und Bühne, Küche, Gästezimmern und einer damals bereits als wegweisend gepriesenen Zentralheizung. Sie wurde vom großen Kochherd aus mit Warmwasser gespeist. Die Einweihung des fertig gestellten Bauabschnitts erfolgte 1911 gemeinsam mit der Einweihung der gerade bezogenen neuen Volksschule.
Im Haus Burkhardt befand sich von 1917 bis 1952 auch die Poststelle. Ursprünglich mussten zweimal täglich Briefe und Pakete zugestellt werden. Postautos und -busse hielten hier, Passanten stiegen aus und ein. Ehemals betrieben die Besitzer auch eine Brennerei, in der ein Brennmeister aus dem Anbau hofeigener Kartoffeln „Branntwein“ destillierte. Die Kartoffelmaische mischte man dem Viehfutter unter. Der Brennereischornstein überragt noch heute als Zeuge einer früheren Epoche die Wirtschaftsgebäude.
Die Scheunen und Stallungen für Milchkühe und Kleinvieh sind aus Ziegelsteinen gemauert und stammen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Über dem Pferdestall für bis zu fünf Kaltblütler befanden sich Gesindewohnungen. Der fachmännisch mit Rhöner Basaltsteinen gepflasterte Hof ist zur Fuldaer Straße durch einen geschmiedeten Zaun mit mächtigen Sandsteinpfosten abgegrenzt. Auf einer nahegelegenen Weide erhebt sich eine weit über 300 Jahre alte Solitäreiche, dessen Pflege als Naturdenkmal dem Landkreis Fulda obliegt.
Der großzügig angelegte Dreiseithof befand sich seit mehreren Generationen in Familienbesitz und wurde 1986 schon einmal umgebaut und von Grund auf saniert. 2013 erwarb das prächtige Bauernanwesen ein junges Ehepaar, das vor zwei Jahren eine denkmalgerechte Sanierung in Auftrag gab und dabei von der Denkmalbehörde des Landkreises unterstützt wird. „Die gesamte Hofreite stellt ein zwar funktionell verändertes, aber historisch gewachsenes und weitgehend intaktes Ensemble dar. Zudem ist sie durch ihre prominente Lage Mittel- und Angelpunkt des Dorfes“, so die Kreisdenkmalbehörde. (pm) +++