"Lass Nahrung deine Medizin sein"

Backprofi Heiko Müller verkauft Hippokrat-Brot wie "warme Semmeln"

Der ganze Stolz von Bäcker Heiko Müller: das neue "Hippokrat"-Brot.
Fotos: Luisa Diegel

30.07.2019 / GREBENHAIN - In den letzten Tagen kamen die Osthessen ganz schön ins Schwitzen - und auch in der Backstube der Bäckerei Müller in Grebenhain-Crainfeld geht es heiß her: denn die neueste Backerfindung, das Hippokrat-Brot - ein kerniger Laib ohne Mehl, geht pausenlos über die Ladentheke. Das weizenfreie Brot ist nach der Hanf-Dinkel-Kruste der ganze Stolz von Geschäftsführer Heiko Müller, der seit seiner MS-Erkrankung vor allem auf gesunde Ernährung statt Tabletten setzt.



Der Bäcker, Konditor und Diplom-Betriebswirt bekam im Januar 2016 die Diagnose MS - und das Schicksal meinte es auch die darauffolgenden Monate nicht gut mit dem 49-Jährigen. Denn es folgten Thrombose, mehrere Lungenembolien und eine Herz-OP. Doch das Wort Aufgeben kennt der Familienvater bis heute nicht. Denn nach seiner Diagnose beschäftigte er sich hauptsächlich mit alternativen Behandlungsmethoden - allem mit gesundmachender Ernährung. Vor etwa zwei Jahren tüftelte Heiko an einem neuen Brotrezept, das mit Hanf gebacken wird. Heute ist die sogenannte Hanf-Dinkel-Kruste, auch als Baguette und Brötchen erhältlich, aus dem Sortiment der Bäckerei Müller nicht mehr wegzudenken.

Ein Heilpraktiker legte Müller nahe, wegen seiner Krankheit auf Gluten zu verzichten - denn eine glutenarme Ernährung reduziere die Entzündungen, die durch die Krankheit entstehen. "Das ist natürlich als Bäcker nicht leicht", erzählt er im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Dennoch stellte er sich der Herausforderung und wollte ein neues Brot kreieren, dass ganz ohne Mehl, ohne Hefe und Zusatzstoffe auskommt - und natürlich glutenfrei ist. "Nach meiner Herz-OP  2018 habe ich angefangen zu experimentieren." Doch auf Anhieb klappte es nicht: "Die Backergebnisse waren anfangs sehr unbefriedigend", sagt er und lacht. Die zündende Rezeptidee kam dann von Heikos Mitarbeiter Thomas Och - damit konnte der Crainfelder seine bisherigen Ideen angleichen und der Anfang für das neue Brot "Hippokrat" war gemacht.



Bevor das neue Brot in der Bäckerei verkauft wurde, musste es den Härtetest bestehen: "Ich habe wochenlang nur dieses Brot gegessen, damit ich wirklich auch auf Nummer sicher gehe, dass alles gut ist und es keine Nebenwirkungen gibt." Seit drei Wochen geht das "Hippokrat" nun in Grebenhai-Crainfeld über die Verkaufstheken - und es läuft genauso gut wie sein Vorgänger, die Hanf-Dinkel-Kruste. "Die Leute rennen mir die Bude ein."

Doch warum genau "Hippokrat"? Schon der griechische Arzt Hippokrates von Kos riet seinen Patienten um 460 v. Chr. zum Motto: "Lass Nahrung deine Medizin sein". Genau unter diesem Aspekt und dem Firmenslogan "Genuss und Gesundes" entwickelte Heiko heute seine beiden Brotsorten. Das heißt aber nicht, dass Müller durch die Hanf-Dinkel-Kruste und das Hippokrat gesundheitsfördernde Effekte verspricht. "Es ist aber ein sinnvoller Beitrag zu einer ausgewogenen und gesund erhaltenden Ernährung." Denn vor allem in der heutigen Zeit, wo in den industriell erzeugten Lebensmitteln viel mit Zusatzstoffen gearbeitet wird, möchte der 50-Jährige ein Zeichen setzen.

Und dieses Zeichen hilft auch ihm in erster Linie selber: "Ich nehme nichts mehr gegen meine MS und bin komplett tablettenfrei", freut sich Müller. Das liegt allerdings nicht alleine an seiner Ernährung: "Natürlich bewege ich mich auch regelmäßig und lege mich mittags hin, mache Yoga und andere Entspannungsübungen." Dadurch hat er keine sogenannten Schübe mehr und er fühlt sich fit. (Luisa Diegel) +++

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