Wenn Musik keine Schranken kennt
Eisenbacher Sommerfestival: Indrajala führt durch grenzenlose Klangwelten
Fotos: Klaus Scheuer
15.07.2019 / LAUTERBACH -
Im Rahmen des inzwischen neunten Eisenbacher Kultursommers ist im Eisenbacher Gewölbekeller klassische indische Musik grenzenlos zu erleben gewesen. Grenzenlos im Bezug auf die musikalischen Stile wie auch in geografischer Hinsicht. Die Musiker des Quartetts kommen aus Indien, Spanien und Deutschland, und es geht ihnen darum, die klassische indische Musik mit anderen zeitgenössischen Stilen zu verbinden. „In der indischen Musik, ist es wie im Jazz“, sagt der Sitarspieler und Bandleader Ashok Nair, „manches ist fest geschrieben, aber ein großer Anteil ist Improvisation.“
Der Eisenbacher Keller tut sein Übriges: abgeschirmt von der äußeren Welt öffnet er den Zugang zu einer ganz eigenen Realität, eingetaucht in Klang und Farbe und frei von jeglichen Grenzen. Mittendrin sind nicht nur die vier Musiker von Indrajala, neben Ashok Nair an der Sitar sind dies Praveen Sarangan an der karnatischen Geige, Alexander Broschek am E-Bass und Ismael Rodriguez an den Tablas und Udu Drum, mittendrin sind auch die Zuhörer, umhüllt vom Bordun der Tanpura, eingespielt von einer elektronischen „Shruti-Box“.
Die traditionell einstimmig angelegte Musik Indiens muss auch für unsere Ohren nicht eintönig sein, viel zu farbig und ausdrucksstark sind die melodischen Wendungen der Ragas. Die im Vergleich zur westlichen Tradition hochkomplexe Rhythmik hingegen muss nicht unverständlich bleiben, wenn sie so transparent und klar geführt wird, wie im Tablaspiel des Spaniers Ismael Rodriguez. So ist es sogar möglich, das Publikum in siebener- oder 13er-Rhythmen zum spontanen Mitklatschen zu bewegen.
Ashok Nairs Sitarspiel ist von schillernder Farbigkeit und spielerischer Virtuosität geprägt und bildet zugleich die ruhende Mitte des Ganzen. Die Musik Indrajalas überzeugt einmal mehr davon, dass sich unterschiedlichste Kulturen und Welten nicht durch gegenseitige Abgrenzung definieren müssen, wenn man mit Freundlichkeit, Interesse und Empathie aufeinander zugeht. Stehender Applaus im Keller beweist, dass die Botschaft verstanden wurde. (Klaus Scheuer) +++