Hommage an eine goldene Ära
"La Mehrling" ist ein Ereignis: Fulminante Premiere von "Funny Girl"
Fotos: Erich Gutberlet
13.07.2019 / BAD HERSFELD -
„Ich bin der allergrößte Star…“, singt Katharine Mehrling als Fanny Brice. Die Rolle der selbstbewussten Ulknudel, die zur gefeierten Broadway-Diva aufsteigt, ist der zierlichen Sängerin und Schauspielerin wie auf den Leib geschneidert. „La Mehrling“ ist auf der Festspielbühne omnipräsent und verzaubert das Publikum mit ihrer Ausnahmestimme: Sie ist der Dreh- und Angelpunkt in Stefan Hubers Inszenierung des Musicals „Funny Girl“, das bei seiner umjubelten Premiere in der Bad Hersfelder Stiftsruine wundervoll altmodisch, aber keinesfalls angestaubt daherkommt.
Allein die von Susanne Hubrich bis ins kleinste Detail durchdachten, wunderschönen Kostüme und das von Harald B. Thor perfekt ausgetüftelte Bühnenbild – allen voran die riesige Show-Treppe, die sich aus verschiebbaren Modulen zusammensetzt, sowie die scheinbar direkt aus den zwanziger Jahren entsprungenen Requisiten – sind ein Fest für die Augen. Ein Fest für die Ohren wiederum entfacht das grandios, schwungvoll und auf den Punkt genau aufspielende Orchester unter der Leitung von Christoph Wohlleben.
Und dann – nach einer gefühlten Ewigkeit – kommt Fannys große Liebe Nick Arnstein (Alen Hodzovic), ein professioneller Spieler, der wegen Betrugs im Gefängnis landet, gesanglich zum Einsatz. Bei „Want to Be Seen With You Tonight“ und „I Am Woman“ überzeugt Hodzovic, der eher den Gentleman als den Lebemann gibt, mit gefühlvoller Stimme an Mehrlings Seite.
Das Publikum erliegt von der ersten Szene an dem Charme von „Funny Girl“ – und einer wunderbaren Katharine Mehrling. Es ist die Liebe zum Detail, die die Bad Hersfelder Inszenierung in die Sphäre eines wahren Augen- und Ohrenschmauses erhebt. Dafür gibt es minutenlangen frenetischen Applaus. Die komplette Stiftsruine steht. (Stefanie Harth) +++