400 Mal eingeschränkte Verfügbarkeit

Lieferprobleme: Apotheken gehen die Medikamente aus

Dr. Christian Gerninghaus von der Sonnen-Apotheke aus Schlitz
Fotos: Franziska Schaub

11.07.2019 / SCHLITZ - Ein vom Arzt verschriebenes Medikament in der Apotheke abholen? Das war bisher kein Problem. Doch ganz so einfach ist das derzeit nicht. Engpässe und Lieferprobleme sorgen dafür, dass den Apotheken die Arzneimittel ausgehen. OSTHESSEN|NEWS hat mit Dr. Christian Gerninghaus von der Sonnen-Apotheke aus Schlitz (Vogelsberg) gesprochen und nachgefragt, wie sich die Situation in Osthessen darstellt.



"Deutschlandweit gibt es rund 400 Medikamente, die nicht oder nur begrenzt lieferbar sind. Das ist ein großes Problem", so Gerninghaus. Gründe gibt es viele: Unter anderem gibt es für wichtige Wirkstoffe nur noch sehr wenige Hersteller. "Wenn diese dann noch Probleme mit der Qualitätssicherung haben, wird es eng."

In Zusammenarbeit mit den Ärzten versuche man, eine zufriedenstellende Lösung für den Patienten zu finden. "Für uns bedeutet das natürlich einen erhöhten Arbeitsaufwand. Früher hat man schnell hinter sich in das Regal gegriffen und konnte das Medikament überreichen. Heute muss ich nach einer Alternative suchen, dem Kunden das Problem erklären", erklärt der leitende Apotheker. "Vor allem ältere Menschen sind dann skeptisch und besorgt: Wieso ist meine Pille auf einmal gelb? Ich bin doch seit Jahren mit meinem Medikament zufrieden."

Gerninghaus sieht die Politik in der Pflicht. "Es gibt Rabattverträge der Krankenkassen für bestimmte Arzneimittel, die sich immer wieder ändern. Auch das führt zu Lieferengpässen." Zum anderen die Produktion im Ausland mit weiten Lieferwegen und Produktionsausfällen.

Die weit verbreitete Meinung, nach der Medikamente in Deutschland teuer seien, lässt der Apotheker so nicht stehen. In Europa liege Deutschland nur im Mittelfeld und internationale Medikamentengroßhändler verkauften ihre Produkte dorthin, wo der größte Gewinn lockt. "Dadurch entsteht eine Verknappung."

Die gute Nachricht: In Osthessen muss sich noch niemand um die Medikamentenversorgung wirklich Sorgen machen. Apotheker und Ärzte versuchten sicherzustellen, dass jeder Kunde sein gewohntes Medikament erhält. (Nina Bastian) +++

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