Von einem, der die Bienen liebt
Niklas Wudel ist seit Kurzem Bienensachverständiger im Vogelsberg
Fotos: Suria Reiche
11.07.2019 / HERBSTEIN -
Mit 25 Jahren ist Niklas Wudel aus Herbstein sozusagen Großunternehmer: In seinem Betrieb arbeiten fast eine Million weibliche Angestellte. Wie viele es genau sind, kann er nicht sagen. Denn würde er sie zählen wollen, würde er vor lauter Summen und Brummen bestimmt schnell durcheinanderkommen. Wudel ist Imker – und seit einigen Monaten auch Bienensachverständiger des Vogelsbergkreises.
„Wenn zum Beispiel jemand sein Volk verstellen möchte, dann braucht er eine Gesundheitsbescheinigung, damit eventuelle Seuchen nicht in andere Gebiete verschleppt werden können“, erklärt Wudel und hebt den Deckel einer der Holzkisten hoch, in denen „seine Mädels“ leben. „Mhm, das duftet“, sagt er, als er sich darüber beugt und mit bloßen Händen ein paar der Bienen zur Seite schiebt. Auf die Frage, ob er denn keine Angst vor Stichen hat, kann er nur schmunzeln: „Man lernt irgendwann, das Verhalten der Bienen zu deuten“, sagt er, und als dann doch mal ein Stachel in seinem Finger landet, zieht er ihn einfach heraus und beachtet die Einstichstelle gar nicht weiter.
Viel zu sehr freut er sich darüber, dass just in dem Moment, in dem er in einem Stock im Wald nach dem Rechten schaut, die Bienenkönigin aus ihrer Zelle schlüpft. „Das erlebt man nicht oft“, sagt Wudel. Im vergangenen Jahr hat er die Prüfung zum Bienensachverständigen abgelegt. Der Grund, aus dem er sich dazu entschlossen hat, ist ein ganz persönlicher: „Ich habe vor etwa zwei Jahren selbst einen Bienensachverständigen gebraucht, weil ich Sackbrut in einem meiner Völker entdeckt habe. Es hat mich damals so gestört, dass ich nicht wusste, was mit meinen Mädels ist, dass ich beim Veterinäramt angefragt habe, ob noch jemand gebraucht wird“, erinnert er sich.