Von Christina Lander

Nachgedacht im Juli - Von Hunden und digitalen Nachrichten

Christina Lander ist Autorin bei OSTHESSEN|NEWS für die Serie NACHGEDACHT.
Foto: Hendrik Urbin

07.07.2019 / REGION - Hunde haben sich über tausende Jahre hinweg einen „menschenfreundlichen“ Blick angeeignet und ich habe diese Woche zum ersten Mal die Löschfunktion von WhatsApp benutzt. Was das miteinander zu tun hat? Das möchte ich Ihnen gern in der Juli-Ausgabe meines Nachgedachts erklären. Und nur zur kleinen Info am Rande: Nachgedacht geht weiter, mein Vater wird schon angesprochen, was denn los sei…na, ich schreibe eben lieber voller Muße eine Monatsausgabe und versuche, anstatt mehr zu schreiben intensiver nachzudenken.



Und genau bei diesem letzten Satz würde ich jetzt beim Schreiben einer digitalen Nachricht ein Smiley dahinter setzen, um den Satz mit der nötigen Ironie zu unterlegen. So wie er da steht, wirkt er ja ziemlich blöd. Und genau an diesem Punkt setzt mein Thema des Monats Juli an: Nachrichten, die wir über digitale Medien schreiben.

Ich möchte ehrlich sein: Warum ich die Löschfunktion benutzt habe, hatte keinen schönen Grund. Meine Nachricht war wütend. Und im selben Moment, nämlich als die Nachricht weg war, habe ich es so schwer bereut, dass ich schnell den Button für Löschen gedrückt habe. Mit pochendem Herzen musste ich feststellen, dass man so etwas einfach nicht schreibt. Punkt. Aus. Ende. Alles, was man jemandem nicht ins Gesicht sagen könnte, wird nicht geschrieben.

Denn diese Art von Kommunikation kann nicht die zwischenmenschliche ersetzen. Keine hundertachtzig Smileyoptionen können das. Unser Gesicht, unsere Mimik und Gestik, die direkte Konfrontation sind bessere Kommunikationsbausteine als zwei blaue Häkchen und die Löschfunktion. Und dass sich Hunde diesen oben erwähnten Blick angeeignet haben, ist durch die soziale Interaktion bedingt: Face-to-Face haben wir Menschen den Hunden diesen Blick antrainiert, womöglich weil der Hund dann menschlicher wirkt und das als positiv empfunden wird.

Das belegt doch, wie sehr das Gesicht, der Blick unseres Gegenübers unsere Kommunikation bestimmt. Und es zeigt, dass so viel mehr bei unserer Kommunikation dazugehört als das Wort. Naja, ich bin ja schon ein Fan des geschriebenen Wortes, aber klassische Unterhaltungen oder auch Auseinandersetzungen führe ich lieber, wenn ich den Menschen sehe, denn nur dann weiß ich auch, was es mit dem Menschen macht – und viel wichtiger, was das, was wir da reden, mit unserer Beziehung macht. (Christina Lander) +++

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