Zweiter Fall in Hessen

63-Jähriger aus Fulda stirbt nach Taser-Einsatz der Polizei

Dieses Symbolfoto verschickte das hessische Innenministerium, als im März dieses Jahres feststand, dass die Polizei flächendeckend mit Tasern ausgestattet werden würde.
Foto: Polizei Hessen

04.07.2019 / FULDA - Er schoss um sich, tötete dabei einen Polizeihund und wurde schließlich von der Polizei mithilfe eines Tasers niedergestreckt und verhaftet: Der Vorfall liegt bereits eineinhalb Jahre zurück. In der Fuldaer Kreuzbergstraße kam die Elektroschockwaffe gegen einen 63-Jährigen zum Einsatz. Inzwischen ist der Mann tot - und es scheint so, berichtet "hessenschau.de", als sei die Todesursache der polizeiliche Taser-Einsatz.



Bereits im Mai dieses Jahres war ein ähnlicher, ebenfalls tödlicher, Fall aus dem Raum Frankfurt bekannt geworden. Nun hat Innenminister Peter Beuth (CDU) auf eine Anfrage der Links-Fraktion im hessischen Landtag den Vorfall in Fulda bestätigt.

Polizei verschweigt Taser-Einsatz

Die Polizei hatte damals, in der Nacht zum 13. Januar 2018, nicht vom Einsatz der neuen Waffe in Fulda berichtet. Es wurde nur bekannt, der 63-Jährige soll aus unbekannten Gründen am Samstagabend begonnen haben, mit einer scharfen Kleinkaliberwaffe in seiner Wohnung herumzuschießen. Dabei soll er auch auf seinen 66-jährigen Bruder gezielt haben. Ein Taser wurde in den Berichten nicht erwähnt. Lediglich, dass der 63-Jährige "kurz kollabiert" sei.

Wie Beuth auf die Links-Anfrage nun erklärte, nutzten die Beamten eines Spezialeinsatzkommandos die Elektroschockwaffe gegen den 63-Jährigen, der noch vor Ort kollabierte und ins Krankenhaus gebracht wurde. Zwei Wochen später sei er dort verstorben. Wie es in dem Bericht von "hessenschau.de" weiter heißt, ermittelte die Staatsanwaltschaft Fulda wegen fahrlässiger Tötung gegen den Polizisten, der den Taser eingesetzt hatte. Die Ermittlungen wurden zeitnah wieder eingestellt.

Auch Fälle aus Bayern und Rheinland-Pfalz bekannt

Die Ermittlungen im Todesfall aus Frankfurt, der erst drei Monate zurückliegt, laufen hingegen noch. Auch in anderen Bundesländern war es nach dem Einsatz der Elektroschock-Waffe zu Todesfällen gekommen: So erlag ein 56-Jähriger im Januar in Pirmasens (Rheinland-Pfalz) einem Herzinfarkt nach dem Taser-Einsatz, in Nürnberg (Bayern) starb ein 43-Jähriger.

Seit 2017 sind Taser in Hessen im Testbetrieb. Peter Beuth betonte bei der landesweiten Einführung im März dieses Jahres, die Waffe habe einen hohen präventiven Effekt, in der Testphase habe oftmals schon die Androhung des Einsatzes zu einer Deeskalation geführt. Schon damals warnten Experten vor den unbekannten Gefahren - dem stimmen auch die Linken zu: Ihr innenpolitischer Sprecher Hermann Schaus forderte deshalb, den Einsatz der Taser auszusetzen, bis die Todesfälle lückenlos aufgeklärt sind. (Julius Böhm) +++

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