„Sehnsucht nach besseren Welt stillen"

Dekan Dr. Jürgen Sauer feierlich in den Ruhestand verabschiedet

„Es war mir ein Vergnügen“ – Dr. Jürgen Sauer freut sich über die vielen guten Wünsche für seinen Ruhestand.
Fotos: Traudi Schlitt

02.07.2019 / REGION - Es war ein strahlender Sommertag, den sich Dr. Jürgen Sauer für seine Verabschiedung ausgesucht hatte – ein Tag wie gemacht für ein Fest, für Begegnungen, für Freude. Ein Tag aber auch des Abschieds von einem Pfarrer, der als Dekan 18 Jahre lang die evangelische Kirche in Alsfeld und der Region mitgeprägt hat, und von einem Seelsorger, der für seine besonnene und ausgleichende Art geschätzt wurde – von Mitarbeitenden und Gemeindegliedern, von Kolleginnen und Kollegen, genauso wie von Vertreterinnen und Vertretern öffentlicher und kommunaler Gremien.



Genau diese Wertschätzung drückte sich in der Anwesenheit vieler Gäste aus, die am Sonntag der Verabschiedung von Dr. Jürgen Sauer in den Ruhestand in der Alsfelder Walpurgiskirche beiwohnten. Kraftvoll und sehr feierlich begann der Gottesdienst mit einem Orgelspiel von Dekanatskantorin Dr. Diana Rieger; die Begrüßung sprach Sylvia Bräuning, Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstandes (DSV): Weitgereiste Gäste, Weggefährten, aktive und bereits im Ruhestand befindliche Pfarrerinnen und Pfarrer, Mitglieder des DSV und von Kirchenvorständen, Patronatsherren, Vertreter der Regionalverwaltung und des Katholischen Dekanats, Abgesandte der Diakonie Hessen und Vogelsberg sowie zahlreiche Vertreter kommunaler Gremien und kooperierender Schulen hatten den Weg nach Alsfeld gefunden, daneben natürlich die Familie des scheidenden Dekans, Freunde und Nachbarn.

Für Musik sorgten an diesem Tag neben der Dekanatskantorin der Evangelische Posaunenchor Alsfeld unter der Leitung von Ulrich Beyenbach und der Projektchor der Chöre des Evangelischen Kirchspiels Billertshausen und der Schlosskirche Romrod unter der Leitung von Martin Reibeling und Christina Wedekind. Letztere griffen mit dem Stück „Sommarpsalm“ das Motto des Tages auf, denn auch das Programm und die Predigt des Dekans bestimmte das Bild eines Sommertages: Bunt und leuchtend, mit dunklen Flecken hier und da, mit Erlöschendem und Aufkeimendem: „Ein solches Bild wohnt auch in meiner Seele“, sollte Dr. Jürgen Sauer später sagen, zuvor jedoch gestalteten die stellvertretende Dekanin Luise Berroth und Stadtpfarrer Peter Remy die liturgischen Elemente, eingerahmt in ausgewählte Lieder, wie das Sommerstück „Geh aus mein Herz und suche Freud‘“ und die musikalische Einladung „Eingeladen zum Fest des Glaubens“ – ebenfalls passend zur Predigt des scheidenden Dekans, der sich zum Abschied genau das gewünscht hatte.

Auch der Predigttext des Tages – wie fast genau 34 Jahre zuvor bei der Ordination des Pfarrers – lud ein: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!“ Auch er selbst habe sich eingeladen gefühlt, blickte Dr. Sauer zurück, und in Dankbarkeit habe er alles erleben und erfahren, tragische wie fröhliche Begegnungen und Ereignisse – Empfindungen, die sich auch in seinem Sommerbild widerspiegelten, das so vielfältig sei wie das Leben selbst. „Ja, es gab auch schwere Tage“, so der scheidende Dekan, der jedoch – gerade nach dem Besuch auf dem Evangelischen Kirchentag vor wenigen Tagen – auf die Dinge blicken wollte, die sich zum Positiven geändert haben.

In vielen Gebieten habe es spektakuläre Fortschritte gegeben, die selten in den Medien berücksichtigt würden. Nichtsdestotrotz gelte es auch, nicht die Augen vor den Herausforderungen der Zeit zu verschließen, so Dr. Sauer mit Blick auf wachsenden Populismus und Rechtsradikalismus, den Klimawandel oder die Krise der Volkskirchen. „Wir wollen die Sehnsucht nach einer besseren Welt stillen“, so sein Anliegen, auf Menschen – in der Ferne und in der nahen Umgebung – friedlich und offen zugehen. „Ich sehe ein großartiges Bild der Hoffnung“, fuhr der Pfarrer fort, und betonte, wie wichtig es sei, solche Bilder weiterzugeben. Zum Abschluss seiner Predigt, die so persönlich wie hoffungsvoll und zugewandt war, lud Dr. Sauer ein zum Fest des Glaubens und sprach mit dem Theologen Lothar Zenetti: „Es war mir ein Vergnügen!“ (pm) +++

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