Simulation am Landgericht Fulda
Wirtschaftsjuristen testen Lösungsansätze vor Fuldaer Richtern
Fotos: Robert Groß
29.06.2019 / FULDA -
Im Schwurgerichtssaal des Landgerichts Fulda sind die Studierenden des Studiengangs Wirtschaftsrecht am 18.06.2019 in vier verschiedenen Konzerngesellschaften gegeneinander angetreten und haben um die beste Argumentation gerungen.
Hintergrund: Forschendes Lernen und Moot Courts
Prof. Dr. Dominik Skauradszun hatte für seine Vorlesung „Insolvenzrecht“ mit Hilfe von QSL-Mitteln ein Forschendes Lernen entwickelt, bei dem eine Konstellation aus dem Konzern-Insolvenzanfechtungsrecht von den Studierenden selbständig erarbeitet wurde. Im Kern ging es um die Frage, ob eine Konzerngesellschaft von gleichrangigen Schwestergesellschaften oder gar in der Konzernhierarchie tiefer stehenden Nichtengesellschaften über die Anfechtungsvorschriften §§ 143 Abs. 3, 135 Abs. 2 InsO Erstattung verlangen kann, wenn diese Konzerngesellschaften („Schwester“ und „Nichte“) vor der Insolvenz Sicherheiten gewährt hatten und von diesen deshalb frei wurden, da die darlehensnehmende Konzerngesellschaft vor der Insolvenz das Dritt-Darlehen zurückgewährt hatte. Diese Konstellation – eigentlich eine typische Situation in der Fremdfinanzierung im Konzern – wurde vom Bundesgerichtshof und den Obergerichten noch nicht entschieden und im wissenschaftlichen Schrifttum noch nahezu nicht erörtert. Prof. Skauradszun war hierzu 2018 als Gutachter tätig.
Justiz, IHK und Hochschulpräsidium
Prof. Skauradszun pflegt seit Jahren den Kontakt zum hiesigen Amts- und Landgericht und hatte schon in der Vergangenheit zahlreiche Exkursionen zu den Gerichten organisiert. Erstmals wurde nun die Zusammenarbeit dergestalt vertieft, als dass die Studierenden ihre Lösungsansätze vor echten Richtern testen konnten.
Die Industrie- und Handelskammer war durch ihren Präsidenten, Dr. Christian Gebhardt, vertreten, der sich vom fachlichen Niveau der Wirtschaftsjuristen beeindruckt zeigte. Diese haben das Forschende Lernen im 4. Semester durchlaufen und in diesem Zuge unter Beweis gestellt, mit dem Zivilprozessrecht, Insolvenzrecht, Gesellschaftsrecht und Konzernrecht vertraut zu sein und diese Kenntnisse auch in ungewohnter Umgebung abrufen zu können.
Aus dem Präsidium der Hochschule verfolgten die Vizepräsidentin Prof. Dr. Kathrin Becker-Schwarze und der Kanzler Ralf Alberding, MBA, die Simulation, aus dem Dekanat war Dekan Prof. Dr. Tobias Knedlik unter den Zuschauern.(pm)+++