Neues Buch: Wertverleihend Handeln

Tegut-Erfolgsstory auf 224 Seiten - Exklusive Premiere mit Wolfgang Gutberlet

Helmut Sorg, MdB Michael Brand, Autor Dr. Mathias R. Schmidt, Wolfgang Gutberlet, Prof. Dr. Roland Koch, Rainer Klitsch und Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld
Fotos: Hendrik Urbin / tegut Archiv

24.06.2019 / FULDA - In der Region Fulda kennt jeder Tegut. Viele sind mit dem Lebensmittelfachgeschäft aufgewachsen, haben ganz persönliche Erinnerungen an ihren Markt. Tegut ist eine nationale Marke und er hat sie über 36 Jahre geprägt und zu einem Imperium entwickelt. Die Rede ist von Unternehmer, Bio-Pionier und Visionär Wolfgang Gutberlet (74) aus Dipperz bei Fulda. Über ihn und seinen im Jahr 1994 verstorbenen Vater Theo, den Gründer von Tegut, ist jetzt unter dem Titel „Wertverleihend Handeln“ ein Buch auf 224 Seiten erschienen. Es öffnet einzigartige Blicke hinter die Kulissen und zeigt bisher unveröffentlichte Bilder. Am Sonntagabend wurde es in exklusivem Rahmen im Tagungs- und Veranstaltungszentrum „Morgensternhaus“ mit knapp 100 geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft sowie Weggefährten und Zeitzeugen vorgestellt.



Ohne Eigenkapital nach Kriegsende gestartet und 60 Jahre später eine Milliarde Euro Umsatz erzielt: Das ist Tegut, eine deutsche Erfolgsgeschichte und „Made in FD“. In 11 Kapiteln zeichnet der Autor Dr. Mathias R. Schmidt (Worte die Wirken) die Entwicklung des bekannten Fuldaer Unternehmens Tegut. „Das Werk ist gründlich recherchiert und üppig illustriert“, so Schmidt. „Es ist ein Stück Fuldaer Wirtschaftsgeschichte, informativ und spannend zu lesen.“ Erschienen ist es vom W-E-G Verlag und Parzellers Buchverlag. „Es gleicht einem Vermächtnis - und ist nicht nur eine Dokumentation, sondern eine Botschaft“, so Parzeller-Geschäftsführer Rainer Klitsch.

1947 eröffnete der mit einer schweren Verletzung aus dem Krieg heimgekehrte Theo Gutberlet in Fulda sein erstes Lebensmittelgeschäft. Zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte Tegut dann bereits über 300 Filialen in mehreren Bundesländern. Auch wenn Nachholbedarf und der große Hunger nach Normalität in der Bevölkerung sowie später der Fall des Eisernen Vorhangs diese Entwicklung beförderten, war das kein Selbstläufer. Motoren dieser enormen Dynamik waren zwei starke Unternehmerpersönlichkeiten mit Tatkraft, Visionen und ausgeprägtem Durchhaltevermögen. Firmengründer Theo Gutberlet und 1973 bis 2009 sein Sohn Wolfgang Gutberlet hatten den Mut neue Wege zu gehen. Immer wieder, von der computergestützten Warenwirtschaft bis zur Einführung von Bio-Produkten, war Tegut in der Lebensmittelbranche Vorreiter und Wegbereiter. Vieles von dem, was heute selbstverständlich ist – ob Scannerkasse oder Papiertragetasche – erhielt entscheidende Impulse aus Fulda.

Teguts Erfolg kam nicht von allein, er ist hart erarbeitet.

Das Buch lässt die spannende Entwicklung des Fuldaer Familienunternehmens in chronologischer Abfolge lebendig werden. Vom ersten kleinen Lädchen in der Fuldaer Innenstadt bis zur Eröffnung der HA-WE-GE Discountmärkte in den frühen 60er-Jahren. Von den ersten Versuchen mit der EDV in den 70ern über die Einführung der Bio-Schiene in den 80er-Jahren und die Ausweitung nach Thüringen in den frühen 90ern bis hin zur Vereinigung der Marken HA-WE-GE und Okay zu „tegut…“ Mitte der 90er-Jahre. Das Buch endet mit der Übergabe des Unternehmens durch Wolfgang Gutberlet an seinen ältesten Sohn Thomas Gutberlet im Jahre 2009. 2012 wurde Tegut an die Schweizer Genossenschaft Migros verkauft, hat bis heute aber seinen Sitz in Fulda und wird von Thomas Gutberlet als Geschäftsführer geleitet.

Bei seiner Arbeit stützte sich Dr. Mathias Schmidt auf rund 100 Stunden Interviews mit Wolfgang Gutberlet, zahlreiche Gespräche mit Weggefährten aus dem Unternehmen, wie Teguts erster Auszubildenden und Gutberlets langjähriger Assistentin Gretel Germeshausen (81), sowie das Tegut-Archiv. Dabei ging es dem Autor nicht um lückenlose Chronologie und möglichst viele steigende Erfolgszahlen. Das großformatige Buch mit zahlreichen bislang unveröffentlichten Fotos erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern will einen nachvollziehbaren Überblick geben und Zusammenhänge aufzeigen. Was waren die Motive und Visionen der Unternehmer? Wie haben sie ihre Ziele erreicht und welche Widerstände mussten sie dabei überwinden? Denn der Weg, der in der Rückschau so logisch und gradlinig wirkt, war manchmal durchaus steinig. Teguts Erfolg kam nicht von allein, er ist hart erarbeitet.

Das bestätigte auch Hessens ehemaliger CDU-Ministerpräsident Roland Koch (1999-2010, d. Red.). Er beschrieb Gutberlet als „schwierigen Gesprächspartner“, der zwar höchste Wertschätzung verdiene, aber „nie glaubte, dass Dinge nicht anderes gehen, als er sie sich in den Kopf gesetzt hatte“. Oft hielten die beiden Kontakt, diskutierten dann aber nicht über Straßenanbindungen oder Ähnliches, sondern stets über gesellschaftspolitische Themen und ihre Auswirkungen. Koch plauderte aus dem Nähkästchen: „Und das nie im Zeitrahmen eines terminlich getakteten Ministerpräsidenten. Es dauerte grundsätzlich immer länger.“ Politker können gut über Wirtschaft reden, sie aber nie ersetzen, so Koch, der weiter über Gutberlet sagte: „Wenn er einfach gewesen wäre, dann wäre ihm seine Idee nicht wichtig gewesen.“ Tegut habe nicht nur rund um Fulda - „einer Stadt mit sehr gesundem Mittelstand“ - Regionalstolz bewirkt, sondern weit darüber hinaus. „Tegut ist ein großes, sichtbares Unternehmen.“

Wolfgang Gutberlet - ein „Macher mit Leistungswillen“

Als Freund und Weggefährte sprach Helmut Sorg, geschäftsführender Gesellschafter der Autohaus-Gruppe Sorg in Fulda und ehemaliger Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK, 1995-2009, d. Red.). Er hob das Engagement von Gutberlet bei der Integration beeinträchtigter Jugendlicher und der Ausbildung junger Menschen hervor. Nicht umsonst sei Tegut schon immer unter den Top 10 Ausbildungsbetrieben der Region gewesen. „Wolfgang Gutberlet nannte die Auzubis immer Lernende. Er begleitete sie, war als Vorbild, Motivator und großer Lehrmeister immer präsent und vorne mit dabei.“ Neben seiner Funktion als Tegut-Chef war er über 30 Jahre in der IHK-Vollversammlung und übernahm 14 Jahre davon mit Sorg zusammen Verantwortung im Präsidium. „Von seinem ehrenamtlichen Einsatz und seinen Ideen, die zuvor bei Tegut in der Praxis umfassend getestet wurden, hat die Wirtschaftsregion stark profitiert.“ Sorg hob seinen Freund als „Botschafter der Region“, als „ideenreiche Persönlichkeit“ und als „Macher mit Leistungswillen“ hervor.

Wolfgang Gutberlet ging nicht auf seine Vita, sondern direkt auf das Buch ein. Er bezeichnete es als Biografie von Vater und Sohn und „wunderbare Reise durch das, was ich getan habe. Es ist eine Erinnerung an ein Lebenswerk.“ Dank sprach er allen Beteiligten aus, vor allem auch dem VIP-Gast des Abends, Roland Koch. „Sie waren für mich immer ein Vorbild, denn ihre Analysen waren bei besprochenen Themen so treffend, dass sie Situation immer zu fast 100 Prozent korrrekt eingeordnet haben. Menschen wie Sie braucht unsere Politik.“ An Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) übergab er zum Abschluss ein Gemälde des Künstlers Oswald Peas. Es zeigt Tegut-Gründer Theo Gutberlet und soll in der Stadt „einen würdigen Platz“ finden. Dazu der OB: „Das ist eine große Ehre. Was Sie und ihr Vater geleistet haben, ist ein Musterbeispiel für die Soziale Marktwirtschaft. Die Region Fulda hat Theo und Wolfgang Gutberlet viel zu verdanken.“

Den passenden musikalischen Rahmen für den kurzweiligen Abend gab der Fuldaer Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser am Kalvier mit Stücken von Beatles. Kulinarisch verwöhnte das Team von Bankett Sinnreich mit Bio-Speisen und Weinen. Es war ein sehr netter Abend, der bei guten Gesprächen seinen Ausklang fand. Und alle waren sich einig: Das Werk über die Tegut-Erfolgsgeschichte, die in den Trümmerjahren nach dem Zweiten Weltkrieg begann, in der Phase des Wirtschaftswunders an Fahrt aufnahm und vom Fall der deutsch-deutschen Grenze profitierte, muss gelesen werden. Noch abends wurden die ersten Exemplare verkauft, handsigniert von Wolfgang Gutberlet. (Christian P. Stadtfeld) +++

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