Festspiel-Matinée in der Stiftsruine

Kafka, Shakespeare, Funny Girls und Lebensmüde im attraktiven Festspiel-Programm

Christian Nickel gibt alles. Diese Szene führte zum unsanften, nicht gewollten Sturz des Regisseurs auf den Bühnenboden.
Fotos: Gudrun Schmidl

24.06.2019 / BAD HERSFELD - Eine Woche nach dem Hessentag und unmittelbar vor den Bad Hersfelder Festspielen lud die Hersfelder Zeitung am Sonntagvormittag zu ihrer beliebten Matinée in die Stiftsruine ein, um mit Talk-Runden, ersten Szenen und starken Songs vor allem auf die neuen Stücke und das attraktive Rahmenprogramm neugierig zu machen. Intendant Joern Hinkel und zahlreiche Ensemblemitglieder boten den Festspielfreunden auf den nahezu voll besetzten Rängen bei herrlichstem Sommerwetter ein attraktives Programm, das mehr als begeisterte. 

„Waren sie mit der Inszenierung des Hessentages zufrieden?“ fragte HZ-Redaktionsleiter Kai A. Struthoff den Intendanten, der während der zehn wunderbaren Tage nicht allzu viel erleben konnte, denn es wurde vorrangig  geprobt. Angesichts der heftigen Kritik vorab, die während des Landesfestes in Begeisterung und Stolz umschlug, stellt Hinkel fest: „Die Nordhessen muss man manchmal zu ihrem Glück zwingen“

Auch die Bad Hersfelder Festspiele haben sich aus Anlass des Landesfestes präsentiert und konnten 25.000 Gäste aus nah und fern unter, hinter und auf der Bühne begeistern. Vielleicht auch für das diesjährige Festspielprogramm, das am Freitag, 5. Juli 2019, mit „Der Prozess“ nach Franz Kafka in der Fassung für die Bad Hersfelder Festspiele von Joern Hinkel Premiere feiert. Er meint: „Es ist eine Komödie im Dunkeln“ und betont: „Kafkas Prozess ist aber vor allem ein Plädoyer gegen die Verletzung der Grundrechte.“ Das gesamte Ensemble, namentlich seien Marianne Sägebrecht und Corinna Pohlmann genannt, überzeugte mit zwei gezeigten Szenen voll und ganz.



Der gefeierte und beliebte Festspiel-Schauspieler Christian Nickel führt in diesem Jahr Regie. „A Long Way Down“ nach dem gleichnamigen Buch von Nick Hornby wird in diesem Jahr im „Eichhof“ in der Bühnenfassung von Bettina Wilts als Welturaufführung der Bad Hersfelder Festspiele gezeigt, die ihrer Beharrlichkeit rund um die Vergabe der Rechte zu verdanken ist. Großstadtflair in romantischer Fachwerkidylle – dazu schwarzer britischer Humor und viel Wärme versprechen beste Unterhaltung, zumal „die vier Lebensmüden letztendlich doch nicht vom Hochhausdach springen“. Dem Jugend-Musical „Emil und die Detektive“ aus der Feder von Erich Kästner hauchen Kinder und Jugendliche aus Bad Hersfeld und Umgebung und die Sommernachtsträumer Leben ein. Der kraftvolle Song „Parole Emil“ bewies eindrucksvoll, dass in diesem Jahr „die Latte für die schauspielernden, singenden und tanzenden Kids höher gehängt wurde“.

Als Wiederaufnahme steht das Erfolgsmusical „Hair“ auf dem Programm. Mit vielen neuen Darstellern, acht davon sind Hauptdarsteller. An der Handlung wird gefeilt und so wird es mehr sein als eine Wiederaufnahme, aber mitreißend wie schon im vergangenen Jahr. Dieses Jahr werden die Musical-Liebhaber von „Funny Girl“ mit hinreißenden Songs und einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte in der Inszenierung von Stefan Huber begeistert sein. Der frenetische Applaus für die gesangliche Darbietung von Katharine Mehrling deutet darauf hin.  „Shakespeare in Love“, die inzwischen vielfach nachgeahmte, von Kritikern, Presse und Publikum im vergangenen Jahr gefeierte Deutsche Erstaufführung bei den Bad Hersfelder Festspielen, ist die zweite Wiederaufnahme. Mit dabei Brigitte Grothum, die die familiäre Atmosphäre im Ensemble sehr schätzt. Die Hersfeldpreis-Gewinner Natalja Joselewitsch und Dennis Herrmann spielen auch in diesem Jahr die Hauptrollen. Das Liebeskarussell wird sich wieder drehen.

Ein jahrelang stiefmütterlich behandelter Raum im Museum wird aus dem Dornröschenschlaf aufgeweckt für die Inszenierung „NippleJesus“. Ebenfalls im Museum, wo im Kapitelsaal eine neue Spielstätte eingerichtet wird, wird die Festspiel-Late-Night von und mit Gastgeber Dominic Mäcke und Ensemble-Mitgliedern Einzug halten. Mit Haselnussschnaps eingestimmt, konterte Kai A. Struthoff als Talk-Gast auf dem Sofa sitzend während des aufgedrängten Telefongesprächs mit „Angie“ vorbildlich und erwies sich als „Profi im Quasseln“. So oder ähnlich werden die "Nachteulen" unterhalten. Die Bar ist eröffnet!

Die HZ konnte noch mit einer Neuerscheinung aus dem eigenen Verlag aufwarten. Kultur-Redakteur Karl Schönholtz stellte seinen inzwischen dritten Krimi mit dem Titel „Die Teufelin“ vor, im Festspielmilieu  und nah an der HZ-Redaktion angesiedelt. Kurzweilig und informativ schürte diese Matinée die Vorfreude auf den Festspielsommer, der außerdem mit einer neuen gewollt neuen Qualität punkten wird. Weitere Informationen unter www.bad-hersfelder-festspiele.de.  (Gudrun Schmidl) +++

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