Früh im Visier rechter Terroristen

Erschossener Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke stand auf NSU-Liste

Zahlreiche Menschen nehmen an einer Mahnwache anlässlich des Mordes am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) teil. Zur Mahnwache haben der Evangelische Kirchenkreis, die Stadt und die Stadtverordnetenversammlung von Wolfhagen aufgerufen.
Foto: picture alliance/Swen Pförtner/dpa

23.06.2019 / REGION - Der am 2. Juni ermordete Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke stand offenbar schon auf einer Feind-Liste des 2011 enttarnten NSU. Die rechte Terrorzelle habe den Kasseler Regierungspräsidenten in ihrer Liste mit 10.000 Namen von Personen und Objekten geführt. Das meldet alktuell der Berliner Tagesspiegel, der die Information am Freitag nach eigenen Angaben aus Sicherheitskreisen bekommen hatte. Der NSU, Uwe Mundlos († 38), Uwe Böhnhardt († 34) und Beate Zschäpe (44), hatten demnach Lübcke in einer Liste mit 10 000 Namen von Personen und Objekten geführt. Lübcke sei im hinteren "8000er Bereich" der Liste aufgeführt, heißt es. 

Warum Lübcke ins Visier des NSU geriet, ist allerdings unklar. Bekannt war, dass er seit einer Bürgerversammlung am 14. Oktober 2015 in Lohfelden von rechten Kreisen attackiert wurde, als er sich für eine Flüchtlingsunterkunft eingesetzt hatte. Denen, die die Werte der Bundesrepublik nicht teilten, hatte er gesagt, sie könnten jederzeit das Land verlassen. Das hatte schon während der Versammlung zu wüsten Beschimpfungen Lübckes geführt. Anschließend wurde er immer wieder von Rechtsextremisten bedroht. Die Angriffe im Internet gingen bis zu Morddrohungen.

Mahnwachen gegen rechten Terror in Kassel und Wolfhagen



Um gegen rechte Gewalt zu protestieren, haben für Samstag verschiedene Kasseler Gruppen zu einer Demonstration aufgerufen. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen rechten Terror“ setzten sie ab 14 Uhr auf dem Opernplatz ein deutliches Zeichen. Um ihr Mitgefühl mit der Familie Walter Lübckes zu zeigen, wurden weiße Rosen in die Fulda gelassen. Nach Angaben der Veranstalter kamen über 2.000 Menschen zusammen.

Auch in Wolfhagen hat am Samstagvormitag eine Mahnwache auf dem Marktplatz stattgefunden, zu der der Evangelische Kirchenkreis, die Stadt Wolfhagen und die Stadtverordnetenversammlung eingeladen hatte, um sich so für Demokratie, Frieden und Würde des Menschen einzusetzen. Laut der Veranstalter sollte auch mit dieser Aktion ein deutliches Zeichen gegen Hass, Hetze, Gewalt, Terror, Mord und Rechtsradikalismus gesetzt werden.+++


Foto: picture alliance/Swen Pförtner/dpa
Der ermordete Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke (li.) und der mutmaßliche Mörder Stephan E. (damals 29) auf einer Wahlkampfkundgebung der NPD.
Foto: ON-Archiv / /exif-recherche.org/www.schuetzenclub-sandershausen.de

X