LandFrauentag eine feste Größe
Die Landfrauen sind mit über 50.000 Mitgliedern eine starke Stimme in Hessen
Präsidentin Hildegard Schuster, Erster Stadtrat Gunter Grimm, das Hessentagspaar Katharina Löhwing-Diebel und Dennis Diebel freuen sich über den gelungenen LandFrauentag
Foto: Hans-Hubertus Braune
14.06.2019 / BAD HERSFELD -
Zum Landfrauentag zum Hessentag konnten Hildegard Schuster, Präsidentin des Landfrauenverbandes Hessen (LFV Hessen) und Brigitte Weitz, Vorsitzende des Bezirkslandfrauenvereins Bad Hersfeld rund 2.000 Landfrauen aus ganz Hessen im einzigartigen Ambiente der Stiftsruine in Bad Hersfeld begrüßen. Aus Witzenhausen, Odensachsen, Erfelden und vielen hessischen Gemeinden und Städten mehr sind die Frauen angereist, um „im Wohnzimmer der Stadt“ und gleichzeitig dem Aushängeschild beim jährlich größten Treffen der hessischen Landfrauen Präsenz zu zeigen. Voller Vorfreude und guter Laune, einem zweiten Frühstück und Sonne im Gepäck kamen die Landfrauen gut gerüstet für einen langen, informativen, genussreichen und fröhlichen Tag in der Hessentagsstadt an. 1.500 der anwesenden Landfrauen fanden Platz in der Stiftsruine, weitere 500 konnten das Geschehen am Flammenzelt auf einem Bildschirm verfolgen.
Präsidentin Hildegard Schuster erläuterte in ihrer Ansprache in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft die Bedeutung der Landfrauenvereine für das gesellschaftliche Leben in den ländlichen Regionen. In Vertretung von Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hielt Staatsministerin Priska Hinz die Ansprache der Landesregierung. Um die Landfrauenvereine zu erhalten gilt es, mehr Frauen für das Ehrenamt zu gewinnen. Die Festschreibung des Ehrenamts in der Hessischen Verfassung ist dazu ein wichtiger Schritt. Präsidentin Hildegard Schuster fordert die Landesregierung auf, diesen Auftrag umzusetzen und die ehrenamtliche Tätigkeit der Landfrauen zu unterstützen. „Keine öffentliche Abzocke bei ehrenamtlichem Einsatz“, ist eine weitere Forderung von Hildegard Schuster, die sich ärgert, dass es noch immer Gemeinden gibt, die für öffentliche Räumlichkeiten, die als Treffpunkt der Landfrauen dienen, abkassieren. „Wir machen das alles ehrenamtlich. Wir wollen nichts verdienen, wir wollen aber auch nicht für unser Engagement bestraft werden“. Die „peinlichste“ Stadt ist Rüsselsheim, die für die Nutzung des Bürgerhauses jährlich über 3.000 Euro verlangt.
Die Steigerung der Lebensqualität in den ländlichen Räumen und die Wertschätzung der Arbeit der Bäuerinnen bei der Erzeugung der Lebensmittel sind den hessischen Landfrauen ein ebenso wichtiges Anliegen wie eine zukunftsgerechte Ernährungs- und Verbraucherbildung unter besonderer Berücksichtigung des Klimaschutzes. Für eine enkelgerechte Zukunft fordern die Landfrauen die konsequente Umsetzung der Ziele der hessischen Nachhaltigkeitsstrategie. In den entsprechenden Ausschüssen arbeiten sie seit deren Einberufung 2015 aktiv mit.
Priska Hinz, Staatsministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, lobte die couragierte Rede von Präsidentin Hildegard Schuster: „Sie haben ordentlich vorgelegt“ und weiter: „50.000 Mitglieder haben eine starke Stimme. Wir brauchen sie und bauen auf ihre Tatkraft, insbesondere bei dem Aktionsplan „Ländlicher Raum“ mit Stärkung der regionalen Vermarktung, des ländlichen Tourismus, der Mobilitätsstruktur, Grundversorgung mit Lebensmittelläden und staatlichen Dienstleistungen sowie medizinischer ortsnaher Versorgung sollen die Landfrauen von ihrem Mitspracherecht Gebrauch machen. Priska Hinz ist es gelungen, Präsidentin Hildegard Schuster mit der Überreichung des vorab von ihr angemahnten Bewilligungsbescheides vollends zu überraschen. Dem Landfrauenverband wird für das Projekt „Klimabewusste Ernährungsbildung im Rahmen des IKSP 2025“ ein Landeszuschuss von 370.000 Euro zur Vollfinanzierung gewährt. Die Freude war auch bei den anwesenden Landfrauen riesengroß.
Den mitreißenden Festvortrag „Oh du schönes Miteinander?! Von der Freude gemeinsam unterwegs zu sein“ hielt Bruder Paulus, Leiter des Kapuzinerklosters Liebfrauen in Frankfurt. Ihm blieb zunächst die Spucke weg angesichts so vieler Frauen. Aber dann setzte der Redefluss ein, den niemand stoppen wollte. Er plädiert für die Unterschiedlichkeit, die Landfrauen tun das auch. Bruder Paulus wundert sich: "Dann haben sie noch nie eingeheiratet in ein anderes Dorf“. Er beleuchtet mehrere Lebensthemen, betont: "Im Miteinander gibt es nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten“, wünscht sich, dass in einer offenen Gesellschaft nicht übereinander, sondern miteinander geredet wird. Er begeisterte und betonte: „Die Gebärde der Freiheit ist das gebeugte Knie“. Und warum hat Gott das Handy erfinden lassen? Weil jeder und jede den ersten Satz in der Bibel fragt: „Wo bist Du?“
Grußworte sprachen der Erste Stadtrat Gunter Grimm in Vertretung von Bürgermeister Thomas Fehling und Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes. Der Bezirksverein Bad Hersfeld stellte sich ideenreich und kurzweilig vor. Mit einem fröhlichen Tanz überraschten die „Sunflowers“ des Landfrauenvereins Kerspenhausen. Die Bergmannskapelle Wintershall unter Leitung von Felix Waldmann erfreute mit hochkarätigen Musikstücken. Ein Geschenk der K + S Wintershall zum Landfrauentag. Eine besondere Überraschung hatte das Hessentagspaar Katharina Löhwing-Diebel und Dennis Diebel zu verkünden. Katharinas Oma Hedi Sunkel aus Reilos ist seit Jahrzehnten eine engagierte Landfrau und eine vorbildliche Bäuerin dazu. Natürlich war sie beim Landfrauentag in der Stiftsruine dabei. Sie steht wie alle weiteren Landfrauen auch für den gelebten Anspruch: „Mitmachen. Mitreden. Miteinander mehr erreichen.“
Der restliche Tag stand den Landfrauen zur freien Verfügung. Zum Bummel über die Hessentagsstraße, zum Besuch des eigenen Standes auf der Sonderausstellung „Der Natur auf der Spur“ oder zur Einkehr in das LandFrauencafé in der Landesausstellung. Die Einladung zum Hessentag im kommenden Jahr in Bad Vilbel wurde ihnen schon ausgesprochen. (pm/Gudrun Schmidl) +++