„Sagt um Gottes Willen nicht ab“

Hessenfest mit Kanzlerin - MP Bouffier würdigt erschossenen RP Lübcke

Stammgast auf den Hessenfest in Berlin: Kanzlerin Merkel (in rot) mit MP Bouffier und Gattin Ursula (li.) und Europaministerin Lucia Puttrich (re.).
Fotos: Hendrik Urbin

05.06.2019 / BERLIN - Es ist heiß in der Hauptstadt, in der Bundespolitik kocht es und Hessen feiert am Dienstagabend im Zentrum der Macht. Mitten in Berlin. Die Stimmung ist zwar normal auf dem traditionellen Hessenfest mit über 2.000 Persönlichkeiten im Garten der Landesvertretung. Aber der Abend, bei dem Netzwerk, Wirtschaftsbeziehungen & Co im Fokus stehen sollten, wird überschattet von einem Polit-Krimi, der sich am letzten Wochenende nahe Kassel abspielte.



Viele sprechen über den ungeklärten Rätsel-Mord am nordhessischen Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke - „einem Mann vom Volk“ und Stamm-Gast auf dem Hessenfest. Der CDU-Spitzenpolitiker wurde in der Nacht zum Sonntag auf seinem Anwesen in Wolfhagen-Istha aus nächster Nähe erschossen. LKA und Kriminalpolizei ermitteln in einer Sonderkommission. OSTHESSEN|NEWS berichtete bereits mehrfach.

Ministerpräsident Volker Bouffier und Europaministerin Lucia Puttrich (beide CDU) freuten sich über die Vielzahl der Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien, Sport und dem öffentlichen Leben. Minister, Botschafter und zahlreiche Hessen-Vertreter aus Vereinen und Verbänden haben bei bestem Wetter den Weg in die Landesvertretung gefunden. Darunter waren auch viele Osthessen wie Landrat Bernd Woide, Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Vize-Landrat Frederik Schmitt, Polizeipräsident Günther Voß, MIT-Chef Jürgen Diener, CDU-Kommunalpolitiker Hans-Dieter Alt (alle Fulda), Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling um nur einige zu nennen. Star-Gast war, wie immer, auch wenn nur kurz, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie scherzte und wirkte locker, trotz GroKo-Beben und vollem Terminkalender.

„Viele haben wieder den Weg zum Hessenfest gefunden und ich freue mich, dass ich selbst wieder dabei sein kann“, sagte Regierungschef Bouffier vor „einem vollen Haus“. Im Leben sei es häufig schwierig: Freud und Leid liegen eng beieinander. „Wir feiern ein fröhliches Fest hier in Berlin und bei uns in Hessen erschüttert uns alle der Tod eines Freundes, eines Patrioten, der seine Heimat liebte, eines Politikers mit Leib und Seele. Es ist einfach unfassbar, schlimm und furchtbar.“ Bouffier habe mit dem Gedanken gespielt, das Fest abzusagen. „Ich habe mich gefragt: Wie würde Walter jetzt entscheiden? Er würde sagen: Denkt an mich, aber sagt um Gottes Willen die Feier nicht ab.“ Er sei ein Mensch gewesen, der es mochte zu Feiern und die Geselligkeit liebte. „Wir denken an ihn, würdigen ihn und wollen trotzdem einen fröhlichen Sommerabend haben.“

Zur politischen Lage sagte der MP: „Trotz bewegter Zeiten in Europa und im Bund, ist Hessen ein Ort und ein Hort der politischen Stabilität. Die Hessen fühlen sich wohl in unserem Land - und mit diesem Abend wollen wir Traditionen pflegen.“ Und auch Bundeskanzlerin Merkel machte deutlich: „Wenns Hessen gut geht, gehts einem wichtigen Teil Deutschlands gut. Von uns in Bundestag liest man das zwar nicht jeden Tag, aber wir tun auch Nachhaltiges und Konstruktives.“ In aufregendsten Zeiten habe man im Bund immer Lösungen, zum Wohle der Menschen, gefunden. „Ich denke an Hessen immer in den besten Tönen, außer wenn ich am Frankfurter Flughafen mal wieder zu lange warten muss - vom Berliner Flughafen (BER) möchte ich jetzt nicht sprechen.“

Ahle Wurscht aus Nordhessen, Odenwälder Obst und andere Spezialitäten bekam die Kanzlerin in einem Körbchen aus den Händen von Ministerin Puttrich. „Ganz Hessen ist vertreten - und wenn Sie‘s nicht packt, Kanzleramtsminister Helge Braun wird helfen.“ Einem schönen Sommerabend bei guten Gesprächen stand nichts mehr im Wege: Das Hessenfest lief, bis spät in die Nacht! (Christian P. Stadtfeld, z.Zt. in Berlin) +++

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