Jens Rauschs „Experimentierfeld II“

Chris de Burgh war angetan: Ausstellung in der Galerie beim Goldenen Karpfen

Der aus Schlitz stammende Künstler Jens Rausch stellt derzeit in der Galerie am Simpliziusbrunnen aus.
Fotos: Carina Jirsch

26.05.2019 / FULDA - Chris de Burgh ist bekanntlich ein gern gesehener Gast in Fulda und nächtigt dann stets im Romantikhotel Goldener Karpfen. Und so ließ es sich der irische Barde dieser Tage nicht nehmen, die paar Schritte zur benachbarten Galerie am Simpliziusbrunnen zu gehen, um sich dort die aktuelle Ausstellung „Experimentierfeld II“ des aus Schlitz (Vogelsbergkreis) stammenden Künstlers Jens Rausch anzusehen. Dieser kann im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS einen Anflug von Stolz kaum verbergen: „Chris de Burgh war total interessiert und hat sich ganz viel Zeit genommen.“

Wir treffen den Künstler und Dr. Gregor Stasch, der bis vor zweieinhalb Jahren das Vonderaumuseum leitete, im Ausstellungsraum, wo knapp 30 Gemälde die Wände zieren. „Als das Antiquitätengeschäft, das hier vorher drin war, zumachen musste, kam schnell die Frage auf: Was kann hier rein?“, erklärt Stasch. „Und da es kaum vorstellbar war, dass sich hier an diesem Platz etwa eine Schischa-Bar ansiedelt, hatten die Geschwister Tünsmeyer vom Goldenen Karpfen und ich die Idee für diese Galerie.“

Deren Konzept schließt nahtlos an die artist-Reihe an, die Stasch seinerzeit alle zwei Jahre im Vonderaumuseum etabliert hatte. „Hier in der Galerie sollen Künstler ausstellen, die irgendeinen regionalen Bezug haben, also hier arbeiten oder geboren wurden. Zweite Voraussetzung: Er oder sie muss ausschließlich von der Kunst leben, also ein Profi sein.“

Jens Rausch (Jahrgang 1976) ging vor zwanzig Jahren nach Hamburg, brachte sich das Malen mehr oder weniger selbst bei und war national, aber auch weltweit bereits in zahlreichen Ausstellungen zu sehen: in Japan, Island, Georgien, Mexiko und in der Schweiz. Nun hat es ihn für drei Monate in die alte Heimat verschlagen, und im Geschoss über dem Ausstellungsraum hat sich Jens Rausch ein provisorisches Atelier eingerichtet, wo er fleißig arbeitet, wenn er nicht gerade die Besucher durch die Ausstellung führt.

Diese ist wirklich sehenswert, dem morbiden Charme kann man sich kaum entziehen. „Mir geht es um den Kreislauf der Natur und um die Vergänglichkeit“, sagt er. Zu sehen sind Berge, Sonnenblumen, Felder, Wälder. Aber wo Vincent van Gogh fröhliche Farben verwendete, da verwelkt bei Jens Rausch die Sonnenblume – ist fast schon schwarz. Auffallend sind die Materialen. Öl – na klar –, aber auch Rost, Kalk, Asche, Gletscherwasser, Eisen- und Kupferoxide, ja sogar Sonnenblumenkerne. In einem Bild ist ein Loch eingebrannt.

„Das ist das Spannende an dem schöpferischen Prozess“, erklärt Jens Rausch. „Wie verhalten sich diese Materialien? Wie fließt die flüssige Asche, wenn ich sie die Leinwand runterlaufen lasse? Wie breitet sich das Feuer aus? Und wie reagiere ich in dem Moment darauf?“ – Eine regelrechte Interaktion des Künstlers mit den Materialien. Das klingt zwar alles sehr kopflastig, das Ergebnis aber sind großartige Bilder, die von Ferne betrachtet fast schon etwas Fotorealistisches haben. Persönliche Highlights beim Rundgang durch die Ausstellungen waren die verblüffenden Walddarstellungen.

Die Werkschau sollte eigentlich am 8. Juni schließen, wird aber wegen der guten Resonanz noch bis Ende Juni geöffnet bleiben. Die Öffnungszeiten von "Galerie & Kabinett" (Kabinett, weil in den Räumlichkeiten auch Porzellan ausgestellt wird) sind dienstags bis samstags von 10 Uhr bis 13 Uhr und von 16 Uhr bis 18 Uhr. (Matthias Witzel) +++



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