Rind am helllichten Tag getötet

Familie Scharmann ist sich sicher: "Der Wolf hat unser Kalb geholt"

So fand die Familie Scharmann Dienstagnachmittag das Kalb auf der Weide
Foto: Privat

23.05.2019 / ULRICHSTEIN - In Ulrichstein geht seit Tagen die Angst um: Hat hier ein Wolf nun tatsächlich ein Kalb gerissen? Es ist Dienstagnachmittag, als Familie Scharmann nach ihren Rindern sehen will. Vater und Tochter bemerken, dass die Herde unruhig ist, kurz darauf entdecken sie ein Kalb, welches regungslos in der Wiese liegt. Schon aus der Entfernung beschleicht die beiden ein ungutes Gefühl, denn das Fell des rund fünf Wochen alten Kälbchens ist blutbesudelt.



„Der Wolf hat es getötet“, ist sich Tochter Anja Scharmann sicher. Schließlich wurde das Raubtier in den vergangenen Wochen mehrfach in der Gemarkung Ulrichstein gesehen und sogar fotografiert (OSTHESSEN|NEWS berichtete). „Der Riss muss kurz vor unserem Eintreffen auf der Weide geschehen sein, das Kalb war noch nicht mal steif.“ Außerdem, so berichtet sie im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS, sei am Morgen noch alles in Ordnung gewesen. „Wir sehen täglich zwei Mal nach unseren Tieren.“

Die Wiese, auf der das junge Rind nun gerissen wurde, liegt etwas abseits des Ortes, dennoch in Sichtweite von Scharmanns Drei-Generationen-Betrieb, dem Ohmtalhof in Ulrichstein. Der Wald grenzt direkt an das Grünland, außerdem steht viel Buschwerk auf der landschaftlich schönen Weide, die im Naturschutzprogramm aufgenommen ist. „Man hat schon Angst, hier jetzt alleine herzukommen“, meint Anja Scharmann. Schließlich könne man nie wissen, ob der Wolf zurückkehrt. Gut einsehbar ist das Gelände nicht.

Bereits am Dienstagabend, so erzählt sie, sei jemand vom hessischen Amt für Umwelt gekommen, um DNA-Proben am toten Kalb zu sichern. Mittwochvormittag wurde der Kadaver dann abgeholt, um ausführlich in Gießen auf Spuren untersucht zu werden. Von offizieller Seite möchte man sich bisher nicht zum Vorfall äußern. „Wir müssen die Auswertungen abwarten, im Moment wird niemand eine Einschätzung abgeben“, so eine Pressesprecherin. „Ob ein Luchs, Hund, Wolf, Fuchs oder was auch immer für den Riss des Kälbchens verantwortlich war: Genaueres wird man wohl erst in ein paar Wochen wissen.“ (mr) +++

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