Europäischer Tag des Fahrrads

Schlechte Noten für Alsfeld und Lauterbach: "Es muss sich etwas ändern"

Philipp Balles liebt es, mit seinen beiden Kids Fahrrad zu fahren - deshalb hofft er in Zukunft auf bessere Bedingungen in Alsfeld.
Fotos: Luisa Diegel

03.06.2019 / ALSFELD / LAUTERBACH - Das waren im vergangenen Jahr keine guten Nachrichten für die beiden Städte im Vogelsberg, Alsfeld und Lauterbach: beim Fahrradklimatest liegen die beiden weit abgeschlagen auf Platz 137 und 138 von insgesamt 186 bewerteten Städten. Der Fahrradklimatest gilt als "Zufriedenheitsindex der Radfahrenden". Während Alsfeld eine leichte Verbesserung aufweisen konnte, zeigt sich in der Kreisstadt eine deutliche Verschlechterung. "In beiden Städten muss sich noch einiges tun", finden Vertreter der Kreisverbände BUND und ADFC am europäischen Tag des Fahrrads.



"Vor allem der Weg zur Schule hier in Alsfeld wurde von den Bürgern schlecht bewertet", blickt Balles im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS zurück. Die Initiative fordert, dass die Stadt Alsfeld neue Radwege schafft und alte umbaut, mit dem Ziel, die Sicherheit für alle Radfahrer zu optimieren. "Dies geschieht im städtischen Kompetenzbereich an allen Straßen, in denen eine Regelgeschwindigkeit von mehr als 30 km/h gilt." Für Mira Aretz ist dies eine Forderung, die schon lange hätte umgesetzt werden müsse. "Alle reden über Staus, über schlechte Luft und zu viel Lärm in den Innenstädten. Dabei ist eine Lösung für all diese Probleme seit 200 Jahren bekannt: das Fahrrad."

Die Zahlen sind ernüchternd: Alsfeld bekam beim letzten Test die Schulnote 4, Lauterbach eine 4,1. "Ich würde Alsfeld gerne ein besseres Zeugnis ausstellen, denn die Ansprüche sind wirklich nicht hoch." Deshalb sieht Balles auch, dass sich schon etwas in der Stadt getan hat: "Nachdem in der Ernst-Arnold-Straße beide Fahrradwege entfernt wurden, ist ein Fahrradweg in Richtung Krankenhaus wieder aufgebaut worden. Doch die Geschwindigkeit von Tempo 50 muss sich auf eine 30er-Zone reduzieren." Außerdem habe die Stadt die Einbahnstraßen für Fahrradfahrer geöffnet, dennoch würden noch zwölf Straßen, also knapp 40 Prozent, fehlen. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung war auch der Aufbau von Abstellanlagen im Bereich des Schwimmbads. Die Radaktivisten sind sich einig: Die Richtung stimmt, doch dafür, dass seit 2016 ein Radverkehrskonzept vorliegt, ist das bislang umgesetzte zu wenig.



Doenn um die fahrradfreundlichste Stadt, Baunatal, vom ersten Platz zu verdrängen, fehle laut der Initiative noch viel: das Stadtzentrum lässt sich häufig nur über Umwege erreichen, Kreuzungen müssten laut der Initiative sicherer gemacht werden, außerdem solle mehr Geld für den Fuß- und Fahrradverkehr eingesetzt werden. "Wir haben die Sachargumente auf unserer Seite, aber wir hängen 20 bis 30 Jahre hinterher." Balles kritisiert vor allem Bürgermeister Paule, der sich hinter dem Generalverkehrsplan verstecken würde: "Die Maßnahmen sind so simpel - beispielsweise die Geschwindigkeiten in der Innenstadt auf 10 km/h zu reduzieren. Denn wie fühlt sich wohl ein siebenjähriges Kind, das die Hauptstraße neben einem 40-Tonner entlangfährt?" Für die Initiative Asfelder Radbegehren tut sich dort für Fahrradfahrer zu wenig. "Ich fühle mich mit unseren Anliegen nicht ernst genommen."

Dennoch sieht die Initiative zu Zeiten des Klimawandels positiv in die Zukunft - denn dieser würde deutliche Signale für die Politik zum Umdenken senden. Für Balles ist es ein Stück weit Lebensqualität, die Chance zu haben, das Auto einmal stehen zu lassen und mit dem Fahrrad den Weg zurückzulegen. "Doch von der Politik brauchen wir mehr Verständnis und sie müssen sich auch in die Fahrradfahrer hineinversetzen." Balles denkt, dass die Kommunikation zwischen Bürger und Stadt einw "Henne-Ei-Diskussion" sei: "Laut deren Aussage fahren zu wenige Fahrrad. Aber sie machen sich selbst keine Gedanken, warum das so ist." Dennoch blickt er einer besseren Fahrradzukunft in Alsfeld und Lauterbach positiv entgegen: "Wir haben die Zeit auf unserer Seite."

Vollmöller setzt auf Radwegekonzept

Dass sich in Lauterbach in Sachen Fahrradfahren einiges tun muss, dessen ist sich Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller bewusst: "Deshalb haben wir von der Stadt ein Radwegekonzept in Auftrag gegeben - um zu sehen, welche Maßnahmen wir ergreifen müssen", so Vollmöller auf Nachfrage von O|N. Fachexperten sollen analysieren, auf was es in Zukunft ankommt, "außerdem möchten wir die Bürger bei einer Bürgerversammlung mit einbinden". Trotz des schlechten Abschneidens hat Vollmöller von Lauterbachs Radlern auch positive Rückmeldungen bekommen - beispielsweise sei der Vulkanradweg ein vorbildlicher Radweg. "Dennoch ist nichts auf der Welt so perfekt, dass es nicht verbesserungswürdig ist", sieht der Bürgermeister ein.

O|N hat auch Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule um eine Stellungnahme gebeten - er war jedoch nicht bereit, über dieses Thema mit uns zu sprechen. (Luisa Diegel) +++

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