Rockig und besinnlich gelebte Integration
Über 300 Gäste feiern im Erlenbad den Saisonwechsel mit „Bandsalad“
Fotos: Anja Kierblewski
21.05.2019 / ALSFELD -
Die Mauer ist gefallen. Vor 30 Jahren zwischen West- und Ostdeutschland. Am Wochenende zwischen dem Hallenbad und dem Freibad – sinnbildlich. Mit einem großen Open-Air-Konzert läutete das Alsfelder Erlenbad erstmalig lautstark seine Sommersaison ein – mit Erfolg. Es war ein unvergesslicher Abend, an dem viele Gäste auf dem Heimweg sich mit Wünschen nach mehr Freibad-Konzerten verabschiedeten.
Hintergrund: An nur wenigen Orten wird Integration so gelebt, wie in einem Freibad – daher war die Entscheidung des Erlenbad-Teams um Geschäftsführer Ralf Kaufmann durchaus bewusst für die Band „Bandsalad“ als Protagonisten für das erste Konzert auf der Freibadwiese gefallen, denn die vier Bandmitglieder verdeutlichen mit ihrer Songauswahl aus Ost und West, dass die Sprache der Musik jegliches Kommunikationsproblem zu überwinden weiß und dass an der Stelle weder Politik, Religion oder Nationalität eine Rolle spielen.
Zur Ordnung rief dann ein alter Volkspolizist – in Uniform, mit sächsischem Dialekt und in der Funktion des Aufklärers stiefelte Kabarettist Holger Meier-Schabl vor die Bühne und stimmte ostalgisch ein: „Genossen und Genossinnen!“ Er sprach von den politischen Ereignissen – mit dem Humor eines Kabarettisten – die dazu geführt hätten, dass statt einer Ligusterhecke oder Milchglastrennwand eine hohe Mauer gebaut wurde, die ein „Herr Niemand“ in Auftrag gegeben habe. Die Westpresse sei daran nicht ganz unbeteiligt gewesen.
Anfangs aufgrund der noch nicht einsetzenden Dämmerung noch etwas verhalten, auf den Bänken und Stühlen leise mitwippen oder klatschend, riss die Musik später einen Großteil der Gäste von den Hockern und manche sogar direkt vor die Bühne, wo nach zweieinhalbstündigem Programm und halbstündiger Zugabe richtig abgerockt wurde. (pm) +++