"Wir-Gefühl nicht mit Geld zu bezahlen"

Endspurt und Nervosität - O|N spricht mit Hessentags-Minister Axel Wintermeyer

In Vorfreude auf den Hessentag in Bad Hersfeld: Staatsminister und Hessentags-Chef Axel Wintermeyer (rechts) im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS-Chefredakteur Christian P. Stadtfeld (links).
Fotos: Hans-Hubertus Braune

13.05.2019 / BAD HERSFELD - Die Kur- und Festspielstadt Bad Hersfeld ist im Hessentagsfieber. Vom 07. bis 16. Juni 2019 ist sie Gastgeber des 59. Landesfestes. Bad Hersfeld wird dann auch zehn Tage lang zur heimlichen Hauptstadt Hessens, denn neben Ministerpräsident Volker Bouffier (67/CDU) werden auch zahlreiche Regierungsmitglieder ihren Sitz von Wiesbaden nach Bad Hersfeld verlegen.

OSTHESSEN|NEWS
hat mit Staatsminister Axel Wintermeyer (59/CDU), dem Chef der Staatskanzlei und auch dem verantwortlichen Hessentags-Minister, über den Countdown, die Planungen sowie Ausrichtung und Wirkung des Landesfestes gesprochen. Lesen Sie nachfolgend das Interview mit O|N-Chefredakteur Christian P. Stadtfeld.

O|N: Es geht in die heiße Phase, noch 26 Tage bis zum Hessentag: Ist Bad Hersfeld bereit für das Landesfest?



Wintermeyer: "Ja, Bad Hersfeld ist gut vorbereitet für den Hessentag. Jetzt geht’s in den Endspurt und der Countdown läuft. Natürlich spürt man eine gewisse Nervosität und positive Aufregung in der Stadt, aber das ist ganz normal. Ein solches Großprojekt stemmt man ja nicht alle Tage."

O|N: Was verspricht sich das Land vom Hessentag 2019?

Wintermeyer: "Der Grundgedanke des Hessentags, – die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts –, war nie wichtiger als heute. In einer Zeit der nahezu unbegrenzten Mobilität, Vernetzung und Flexibilität, in einer Zeit der großen Umbrüche und weltweiten Unsicherheiten halten viele Menschen inne und besinnen sich auf ihre Heimat. Sie suchen Zusammenhalt, Orientierung und Identität. Alles, was unser Land ausmacht, finden sie auf dem Hessentag. Der Grundgedanke, die Menschen zusammenzubringen und so die hessische Identität und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, hat nichts von seiner Aktualität verloren. Trotzdem ist jeder Hessentag einzigartig, weil jede Stadt ihre regionalen Besonderheiten einbringt. Ich freue mich sehr auf Bad Hersfeld."

O|N: Hessen hebt sich, was das zehntägige Landesfest angeht, von den anderen Bundesländern ab. Warum hat der Hessentag noch keinen Modellcharakter?

Wintermeyer: "Das müssen Sie die anderen Länder fragen. Für uns ist der Hessentag ein Erfolgsprojekt. Er hat eine lange Tradition, die natürlich mit unserem Heimatland Hessen verbunden ist?. Der Erfinder unseres Landesfestes, Ministerpräsident Georg-August Zinn, hat gesagt: „Hesse ist, wer Hesse sein". Das galt damals und das gilt auch heute noch. Der integrierende Charakter des Hessentages und seine Funktion als herausragendes Projekt zur Stadtentwicklung machen den Hessentag zu einer einzigartigen Marke. Einem Markenzeichen unseres Landes."


O|N: Thomas Fehling, Bürgermeister von Bad Hersfeld, setzt auf Smart City. Passt ein Traditionsfest wie der Hessentag mit diesen technischen Zukunftsfragen zusammen?

Wintermeyer: "Selbstverständlich. Der Hessentag verknüpft Tradition und Moderne in besonderer Art und Weise. Deshalb ist er eine ideale Plattform, um auch Zukunftsthemen aufzugreifen. Neben Konrad Duden ist Konrad Zuse, der Erfinder des Computers, ein Sohn Bad Hersfelds. Die Stadt hat sich daher ein zukunftsweisendes Leitthema gesetzt und wir unterstützen sie bei der Ausgestaltung ihrer strategischen Überlegungen zum Thema Digitalisierung. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, digitale Themen sichtbar und erlebbar zu machen. Zum Beispiel durch Unterstützung des Projektes „Straße der Innovation“, wo auf der Hessentagsstraße Technik zum Anfassen zu sehen sein wird, oder auch durch die Ausstellung „Hessen schafft Wissen“ auf dem Hessentag. Im großen Zelt der Landesregierung wird das neu geschaffene Digitalministerium seine Arbeit präsentieren. Gefördert wird von uns die innovative städtebauliche Entwicklung des „Wever-Geländes“ mit zwei Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Auf dem ehemaligen Areal einer Kleiderfabrik mit ungenutzten Industriegebäuden soll ein Quartier mit  Wohnungen und Grünanlagen entstehen. Hier sollen beispielsweise intelligente Technologien zur Energie- und Ressourceneffizienz zum Einsatz kommen."

O|N: Thema Sicherheit: Wie bereiten sich Land und Kommune auf dieses Großereignis vor?

Wintermeyer: "Jeder wird Verständnis haben, dass wir unsere Sicherheitsmaßnahmen nicht ins Rampenlicht stellen. Ich bin mir sicher, dass sich die Stadt ihrer Verantwortung als Veranstalter des Hessentages bewusst ist und ein entsprechendes Sicherheitskonzept erarbeitet, das einen friedlichen und fröhlichen Hessentag möglich werden lässt. Und ich bin mir ganz sicher, dass unsere Landespolizei genau wie die Bundespolizei ihre Aufgaben wie in den Vorjahren auch hervorragend erfüllen wird."

O|N: Müssen die Besucher mit erheblichen Sicherheitsvorkehrungen rechnen?

Wintermeyer: "Wir freuen uns auf einen friedlichen und sicheren Hessentag. Auch wenn es eine hundertprozentige Sicherheit nicht geben kann, werden die am Thema Sicherheit Beteiligten alle denkbaren Szenarien beleuchten, analysieren und Maßnahmen entwickeln, was natürlich in Sicherheitsvorkehrungen münden wird."

O|N: Welchen Mehrwert wird die Stadt Bad Hersfeld vom Hessentag haben?

Wintermeyer: "Der Hessentag dauert zehn Tage, aber er wirkt über Jahrzehnte. Die Stadt stemmt dank des Hessentages das größte Stadtentwicklungsprogramm aller Zeiten. Uns ist besonders wichtig, dass Bad Hersfeld in alleiniger Verantwortung über die Zusammenstellung der Infrastrukturprojekte entscheiden kann. Mit dem Einsatz von bis zu 8,5 Millionen Euro Förderung vom Land ist ein wichtiger Impuls für eine nachhaltige Stadtentwicklung möglich. Und das wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus. Die Stadthalle bekommt beispielsweise einen neuen, barrierefreien Zugang. Das Stadion an der Oberau wird saniert und ein neues Multifunktionsgebäude mit Außenkletterwand gebaut. Und auf dem Areal einer früheren Kleiderfabrik mit ungenutzten Industriegebäuden und Lagerflächen – dem Wever-Gelände – soll ein gemischt genutztes Quartier mit Wohnungen und Grünanlagen entstehen. Der Hessentag macht all dies möglich. Er ist ein Gewinn für alle."

O|N: Welches persönliche Hessentags-Erlebnis ist Ihnen in guter Erinnerung?

Wintermeyer: "Mir gefallen die Veranstaltungen besonders, auf denen ich ehrenamtliche Helferinnen und Helfer treffe, die oftmals viele Mühen auf sich nehmen, um beim Hessentag mit anzupacken. Auch das Helferfest zum Abschluss ist immer ein Höhepunkt. Ich schaue dann in geschaffte, aber sehr glückliche Gesichter. Alle sind stolz darauf, was sie geleistet haben. Ohne die vielen Freiwilligen wäre unser schönes Landesfest nicht möglich. Das Wir-Gefühl, das dadurch entsteht, ist mit Geld nicht zu bezahlen." (Christian P. Stadtfeld) +++

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