Es winkt ein Training im Bernabeu

Königliches Fußball-Camp im Königreich

Im Vordergrund: Das Teamplay. Das Real Madrid-Fußballcamp bietet dieser Tage für 104 Kinder ein professionelles Training
Fotos: Tino Weingarten

18.04.2019 / FLIEDEN - Seit Montag gastiert auf dem Sportgelände des SV Flieden das Real Madrid-Fußballcamp. Für insgesamt 104 Kinder im Alter zwischen sieben und 15 Jahren standen vier schweißtreibende Tage mit professionellem Equipment an. Das große Highlight: Einer der Teilnehmer bekommt eine Einladung für ein Training im Santiago Bernabeu Stadion, der Heimspielstätte von Real Madrid.



Wenn Real Madrid ruft, würden wohl nur die wenigsten Fußballer ablehnen. So ist es auch kein Wunder, dass sich 104 Kinder fanden, die in der ersten Woche der Osterferien am Fliedener Sportgelände gegen das runde Leder treten wollten. Wobei diese Bezeichnung wohl zu platt klingt, denn das Real Madrid-Fußballcamp wartet mit professioneller Technik und Equipment auf, bietet den Teilnehmern ein einmaliges Trainingserlebnis.

"Die Einheiten sind sehr intensiv, die Kinder sind anschließend auch sehr platt. Aber es ist Wahnsinn, was man ihnen in diesem jungen Alter abverlangen kann", sagt Rene Medak, einer der Campleiter, am Rande der Trainingseinheit am Mittwoch. Denn das Training geht weit über das Passspiel und Dribblingübungen hinaus, mit extra LED-Leibchen, die ständig die Farben und damit das Team des Spielers wechseln, wird auch der Kopf angestrengt.

Ein besonderes Highlight gibt es für die Torhüter, denn die Goal-Play-Schule vom Torwart-Titan Oliver Kahn ist ebenfalls zu Gast und nimmt sich Vormittags die Schlussmänner zur Brust. "Da wurde eigenes Equipement entwickelt, das ist ein auf Torwarttraining ausgebildetes Programm. Das Training ist spezieller, weshalb die Grenze bei maximal 15 Torhütern liegt", erläutert Medak.

Diese Übungen sind jedoch nicht nur etwas für den Moment, denn die Jung-Talente schnappen diese Übungen natürlich auf und können das in das Training in ihren Heimatvereinen mit einbringen. Stichwort Heimatvereine: Die Kinder kommen aus insgesamt 34 Vereine, knapp 90 Prozent, so rechnet Medak vor, kommen aus einem Umkreis von 40 Kilometern. Die weiteste Strecke nimmt ein Fußballer aus Freiburg auf sich, die Familie hat sich in Schlüchtern eine Ferienwohnung gemietet.

"Hier geht es nicht um Sichtung. Es geht darum, das Teamgefühl zu stärken und sich selber zu verbessern", so Medak. Auch der große Gewinn des Camps, eine Reise nach Madrid und ein Training im Santiago Bernabeu, hat nicht den Absicht eines Scoutings, wie Campleiter Robin Graupner erklärt: "Es ist eine Anerkennung von uns für die Teilnahme am Camp." Da das Camp in Flieden ein sogenanntes Mega-Camp ist, also mehr als 100 Teilnehmer hat, dürfen noch einige Kinder auf ein Zwischenverfahren hoffen. In das legendäre Stadion fährt aber nicht zwangsläufig der beste Kicker, wie Rene Medak anhand eines Beispiels erläutert.

"In Mönchengladbach war jemand dabei, der auch in der Jugendmannschaft dort gespielt hat, ein richtig guter Spieler. Aber er hat sich daneben benommen, beim Essen mit Nudeln geworfen. Deshalb habe ich ihn nicht dorthin fahren lassen." Denn die sogenannte Scorecard erfasst nicht nur Fähigkeiten, sondern auch das Verhalten auf dem Platz, beim Essen sowie gegenüber den Trainern. Darüber hinaus gibt es einen Teamplayer-Award, der an den fairsten und hilfsbereitesten Teilnehmer übergeben wird.

Während die Kinder also müde, aber zufrieden die Heimreise nach jedem Training antreten, steht für die Übungsleiter noch die Auswertung der Daten vor, das noch einmal sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Mithilfe einer Software werden die Spieler "getrackt", diese Datei können sich die Teilnehmer auch herunterladen. Auf dieser sind alle Daten erfasst, vom Passspiel übers Dribbling zum Torschuss. Im Königreich ist es diese Woche eben königlich. (tw) +++

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