4.000 Scherben erzählen Geschichte
Archäologin Steffi Rößner ist Stipendiatin und promoviert über die Milseburg
Fotos: Leoni Rehnert
07.04.2019 / FULDA/MILSEBURG -
Fast ein Jahr schon forscht die Archäologin Steffi Rößner zur Geschichte der Milseburg – und ihre Leidenschaft ist ungebrochen: Die 30-Jährige ist Stipendiatin des Landkreises Fulda und promoviert über das Leben der Kelten auf dem vielleicht schönsten Berg der Rhön. Unterstützt wird sie dabei durch den Stadt- und Kreisarchäologen Dr. Frank Verse, schreibt der Landkreis in einer Presemitteilung.
Tütchen, Tütchen und noch mehr Tütchen. Jede Menge Bücher über die Besiedlung des Kreises, über Kelten und Keramik: Im Obergeschoss des Vonderaumuseums vertieft sich Steffi Rößner in die Funde, die die Grabungen auf der Milseburg zutage gefördert haben. Einige davon hat sie selbst entdeckt, beschriftet und eingetütet. Andere sind durch Studierende der Uni Marburg und viele weitere Helfer bei den Grabungen gefunden worden. Alle wurden verpackt, und mit genauem Fundort beschriftet und inventarisiert. Jetzt geht es darum, alle Funde zu sichten und einzuordnen.
Jede Scherbe wird von ihr gezeichnet – aber nicht nur einzeln, sondern auch als Teil des Werkstücks. „Die Teile nehmen dadurch Gestalt an, und man erkennt das Volumen des Gefäßes oder Werkstücks, zu dem es gehörte. Die Funde bleiben nicht Bruchstücke, sie spiegeln die Realität wider“, sagt Dr. Frank Verse. Das gilt besonders für jene, die sich so intensiv und voller Emphase mit dieser Zeit befassen. Für Steffi Rößner wird Geschichte lebendig: „Man kann sich vorstellen, wie die Menschen auf der Milseburg gelebt haben, wie der Schmied gearbeitet und der Händler seine Ware verkauft hat. Heute sieht man den Berg, Bäume und die Blockschutthalden.“
Für Frank Verse ist die Arbeit von Steffi Rößner ein Gewinn: „Sie hat für diese Aufgabe im doppelten Sinne etwas mitgebracht: Sie hat selbst an der Milseburg mitgegraben, und sie hat große Erfahrung mit der Steinsburg in Thüringen.“ Er hält es für enorm wichtig, dass der Landkreis mit diesem Stipendium dafür sorgt, dass sich Steffi Rößner ganz dieser Aufgabe widmen kann. „Wir graben schließlich nicht nur für uns“, sagt Verse und ergänzt: „Wir wollen von den Funden ja auch etwas erzählen. Im laufenden Betrieb könnten wir uns vielleicht zwei, drei schöne Stücke aussuchen und darüber berichten. Aber die Milseburg-Funde systematisch durchzuarbeiten, alles in die Hand zu nehmen, zu beschreiben, zu analysieren und zu einem großen Ganzen zu führen, das könnten wir so nicht leisten.“ (pm) +++