Ausverkaufte Orangerie
Bald ist Felix Lobrecht wohl der einflussreichste Comedian Europas
Fotos: Martin Engel
30.03.2019 / FULDA -
Felix Lobrecht ist auf dem besten Weg, zum einflussreichsten Comedian Europas zu werden. Nicht nur weil er am Freitagabend 1.000 Fuldaer in der Orangerie zum Lachen brachte. Erst am Donnerstag verkündete der Berliner, dass er das Finale seiner Tour „Hype“ vor 12.000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena spielen wird. Auf der Bühne läuft es offensichtlich besser als im Podcast-Business - dort sind es nur eine halbe Millionen „Hackis“ jede Woche.
Der inzwischen 30-Jährige hat seine erste Bühnenerfahrung beim Poetry-Slam - quasi ein moderner Gedicht-Wettbewerb - gesammelt. Und das ist sein Alleinstellungsmerkmal. Erst sein Schauspiel, die verschmitzten Blicke ins Publikum und clever gesetzten Sprechpausen, in denen das Publikum sich die Pointe erahnen darf, machen die teils hanebüchenen Geschichten, die Lobrecht mit breitem Berliner Akzent vorträgt, zum Lacher.
Ein weiteres Stilmittel: mit den Grenzen von Sexismus und Diskriminierung Hüpfseil spielen - meist gut durchdacht, manchmal auch bewusst plump. Für das sehr junge und für Berliner Verhältnisse dann doch konservative und wohlbehütete Fuldaer Publikum eine echte Herausforderung.
Ein Beispiel á la Lobrecht: „Kennt ihr dass, wenn ihr zum Nazi werdet?“ fragt Lobrecht in die verdutzen Gesichter. Er berichtet von einem typischen Freitagabend in Berlin, an dem er mit seinen zahlreichen ausländischen Freunden unterwegs ist.
Erst raunte Fulda unsicher, dann aber lachten und klatschten alle im Stadtsaal - wohlwissend, dass Lobrecht weiß wovon er spricht. Schließlich hat er, was die wenigstens wissen, in Marburg Politikwissenschaften studiert. Zwar ohne Abschluss, aber immerhin.
Fulda kriegt sein Fett weg
Wie jeder Comedian machte aber auch Lobrecht den Fehler, sich über die angeblich nicht vorhandene Bedeutung Fuldas lustig zu machen. Immerhin freute er sich nicht über die Dorfnamen von Poppenhausen und Sterbfritz wie die allermeisten seiner Zunft.
Felix nannte die Barockstadt unauffällig, nett. Er holte aus: „In der Schule wäre Fulda ein dürrer, 16-jähriger gewesen. So ein typischer Schulamokläufer.“ Einwand der Redaktion: Dafür ist es in Fulda (glücklicherweise) dann doch zu ruhig. (Julius Böhm) +++