Grabenkämpfe in der AfD

Angeklagter von Zeugen schwer belastet - auch Martin Hohmann informiert

Der Angeklagte und sein Verteidiger
Foto: Jonas Wenzel

22.03.2019 / FULDA - Großer Medienrummel und Publikumsandrang herrschte am Donnerstagmorgen am Fuldaer Amtsgericht: Der Fall um den fälschlicherweise des Mordes an seiner Ehefrau bezichtigen Andreas Goerke, Sprecher von Fulda stellt sich quer, hatte wegen seiner Brisanz auch überregional großes Aufsehen erregt. Der angeklagte 36-jährige Toni R. aus Künzell, Vorsitzender der AfD-Jugendorganisation, habe mit dem falschen Notruf bei der Polizei dem ihm verhassten Opfer bewusst Schaden zufügen wollen, hatte eine Zeugin bei der Polizei ausgesagt. Der Angeklagte bestreitet das.

Nach zehnstündiger, fast ununterbrochener Verhandlung ("Ich bin kein Freund von Mittagspausen", hatte der Richter erklärt) zeichnet sich ein erschreckendes Bild innerparteilicher Grabenkämpfe von AfD-Mitgliedern untereinander ab. Gehört wurden zunächst mehrere Polizeibeamte, die nach dem falschen Notruf sowohl zur "Tat-Telefonzelle" als auch zum Haus von Andreas Goerke fuhren. Dieser schilderte ebenfalls vor Gericht, wie er sich mit dem Vorwurf konfrontiert sah, seine eigene Frau umgebracht zu haben.

Am Nachmittag sagten dann vier Belastungszeugen gegen den Angeklagten aus, die damals alle der AfD angehört haben. Besonders gewichtig waren die Vorwürfe einer 62-jährigen Zeugin, der der Angeklagte noch am Tattag (oder einen Tag danach) am Telefon von dem besagten falschen Notruf erzählt und sich ihr gegenüber damit gebrüstet hatte. "Rat mal, was ich gemacht habe!", habe er sinngemäß begonnen. Er habe einen Brass auf die linke Szene gehabt und wollte Andreas Goerke mit seinem Anruf bei der Polizei schaden. Sie sei darüber entsetzt gewesen und habe ihn deshalb am nächsten Tag in seiner Wohnung aufgesucht, um ihm ins Gewissen zu reden. "Das macht man einfach nicht - tu sowas nie wieder", habe sie ihm gesagt. Toni R. habe sie daraufhin vergattert, ja nichts zu verraten.

Daran hielt sich die Zeugin auch, obwohl sie ihren Mann und ihre Tochter noch am selben Tag einweihte. Erst 14 Monate nach dem falschen Notruf überredete sie eine Parteifreundin dazu, Anzeige bei der Polizei gegen Toni R. zu erstatten, nachdem diese von der Tat erfahren hatte. Bei dem Anhören des mitgeschnittenen Notrufs bei der Polizei habe sie die Stimme von Toni R. 100-prozentig wiedererkannt, sagte sie heute vor Gericht.

Auch Martin Hohmann wusste offenbar von der Tat und soll zu Stillschweigen geraten haben


Unter anderem habe sie und ihre Freundin sich auch dem AfD-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann anvertraut. Der habe die falsche Bezichtigung Goerkes zwar verurteilt, ihnen aber empfohlen, alles unter dem Deckel zu halten, um der AfD nicht zu schaden. Die 62-Jährige habe er beruhigt, sie sei ja nicht Mitwisserin der Tat von Toni R. gewesen, sondern nur 'Nachwisserin'. Schließlich hätten alle im Fuldaer Kreisverband gewusst, was los war und Toni R. sei gedrängt worden, aus der Jungen Alternativen auszutreten, um Schaden von der Partei abzuwenden.

Der Prozess wird am Donnerstag, den 28. März um 9 Uhr fortgesetzt. Dann soll Martin Hohmann und der ermittelnde Kripobeamte aussagen. (Carla Ihle-Becker)+++

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