Ex-Vorstand Junge Alternative angeklagt

Attacken und Morddrohungen gegen Andreas Goerke vor Gericht

Ein fingiertes Mordgeständnis und Todesdrohungen gegen seinen Sohn: Andreas Goerke war wochenlangem Psychoterror ausgesetzt
Foto: O|N

18.03.2019 / FULDA - Der Vorfall hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht: am 11. Februar 2017 hatte ein Unbekannter von einer Fuldaer Telefonzelle aus die Polizei angerufen und behauptet, er sei Andreas Goerke und habe gerade seine Frau erschossen.  Der Gewerkschaftsekretär und Sprecher des Bündnisses "Fulda stellt sich quer" wurde daraufhin von der Polizei verhört. Der fingierte Anruf und das erfundene 'Mordgeständnis' und eine ganze Reihe weiterer Attacken hatten Goerke und seine Familie wochenlang psychisch terrorisiert. Jetzt steht der mutmaßliche Täter, der 36-jährige Toni R. aus Künzell, ehemaliger Vorstand der hessischen AfD-Jugendorganisation ab kommendem Donnerstag in Fulda vor Gericht. 



Die falsche Mordbezichtigung mit grausamen Details war damals von der Polizei aufgezeichnet worden. Der angebliche Mord hatte einen größeren Polizeieinsatz bei Andreas Goerke ausgelöst. "Am 11. Februar stand ich mit erhobenen Händen in meinem eigenen Haus. Die Polizei stand mit gezogener Waffe vor meiner Tür", so Goerke. Mittlerweile geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es sich bei dem Anrufer um Toni R. gehandelt hat und hat Anklage gegen ihn wegen Missbrauch des Notrufs und falsche Verdächtigung vorgeworfen.

Manuela Goerke erinnert sich noch heute mit Schaudern an den Psychoterror, dem sie und ihre Familie in diesen Wochen ausgesetzt war. Nicht bestellte Pizzen, Pornohefte, Kataloge und Bücherpakete - viereinhalb Meter war der Stapel der angeblich von Goerkes georderten Waren hoch. Dann ein Feuerwehreinsatz, weil es bei ihnen angeblich gebrannt hat. Das alles hätten sie bis dahin mehr oder weniger als schlechten Scherz abgetan. Nachdem ihr Mann aber als mutmaßlicher Mörder von der Polizei verhört worden war, sei es ihm sehr schlecht gegangen. Die Terrorkampagne gipfelte in einer anonymen Morddrohung gegen Sohn Lucas. "Ich hatte noch niemals soviel Angst im eigenen Haus", erinnert sich Manuela Goerke.

Während sich die meisten dieser Vorfälle nicht aufklären ließen, hatte die Polizei nicht nur den Mitschnitt des ersten Notrufmissbrauchs gespeichert, sondern zusätzlich Fingerabdrücke in der Telefonzelle in Kohlhaus gesichert. Außerdem soll Toni R. gegenüber einem Zeugen mit seiner Tat geprahlt haben, was dieser Zeuge dann bei der Polizei anzeigte. Bei der Vernehmung bestritt der Beschuldigte aber, Urheber des Anrufs gewesen zu sein und verweigerte eine Stimmprobe zum Abgleich abzugeben. Deshalb wurde der Stimmmitschnitt einigen Zeugen vorgespielt, die Toni R. zweifelsfrei erkannt haben sollen. "Die haben ihn alle hingehängt", erklärte ein Zeuge.

Im Prozess, der am Donnerstag vor dem Fuldaer Amtsgericht beginnt, sind 13 Zeugen,  darunter auch mehrere AfD-Mitglieder, geladen. (ci)+++

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