Wer sind die Augenzeugen?

Es bestätigt die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft! Handy-Video aufgetaucht


Archivfoto: O|N

15.03.2019 / FULDA - Gibt es eine Wendung im Fall des in Fulda erschossenen Flüchtlings Matiullah J.? Erst im Februar hatte die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen den Polizisten eingestellt, der die tödlichen Schüsse auf den jungen Mann im vergangenen April im Münsterfeld abgegeben hatte. „Notwehr“ hieß es in der Begründung dafür.



Wie der HR nun berichtet, sei jetzt ein Handy-Video von Augenzeugen aufgetaucht, dass die Auseinandersetzung zwischen dem Flüchtling und der Polizei direkt vor der Schussabgabe zeigen soll.

59 Sekunden lang könne man beobachten, wie mehrere Personen in dunkler Kleidung (wahrscheinlich Polizisten) einen Mann in heller Hose (Matiullah J.) mit Taschenlampen verfolgen, aber nicht überwältigen können. Der Flüchtling, so schreibt der HR weiter, „wehrt sich, läuft herum, tänzelt wie ein Boxer“. Die Szene sei, auch durch schlechte Lichtverhältnisse, unübersichtlich, ein Handgemenge sei dennoch auszumachen.

Wirklich interessant hingegen stuft der Hessische Rundfunk, der angibt, das Video selbst vorliegen zu haben, die Kommentare derjenigen ein, die das Geschehen aus einem Auto heraus filmten. Drei Stimmen, die sich im Jugend-Jargon („Ey, Digga“) unterhielten, seien auszumachen. „Sie können kaum glauben, wie heftig sich der junge Mann gegen die Polizisten wehrt. Staunend registrieren sie, dass J. einem Polizisten offenbar auch den Schlagstock entwindet“, heißt es weiter. Viel mehr zeige das Video nicht.

Als einziger Zeuge der Todesschüsse gilt bisher nur der Polizist, der geschossen hat. Dem HR gegenüber bestätigte dessen Anwalt, man sehe die bisherige Darstellung der Notwehrhandlung bestätigt, zeige das Video doch die hohe Aggressivität des Flüchtlings. Auch der Fuldaer Staatsanwalt Harry Wilke ist davon überzeugt, dass das Handyvideo nur das bestätigt, was sowieso ermittelt worden sei.

Doch auch der deutschen Anwältin der Eltern von Matiullah J. liegt das Video vor. In Absprache mit den Eltern, die in Afghanistan leben, sei nun Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft gegen die Einstellung der Ermittlungen eingelegt worden. Eine Begründung habe die Anwältin dafür allerdings noch nicht genannt.

Nun sucht die Staatsanwaltschaft diejenigen, die das Video gemacht haben. Nach HR-Informationen sei es nämlich nur durch Umwege bei der Ermittlungsbehörde gelandet. (mr) +++

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