Diskussionen um den Standort

Eberts Kunden bevorzugen Hubschrauber: Landeplatz für Geschäftstermine?

Karl Laible, Ortsvorsteher von Gruben vor dem Areal, wo der Hubschrauber-Landeplatz entstehen soll
Fotos: Hans-Hubertus Braune

11.03.2019 / BURGHAUN - Internationale Baufirmen setzen verstärkt auf die Anmietung von Baumaschinen und Spezialfahrzeugen. Dieser Trend kommt unter anderem aus den USA. Die Firma Stefan Ebert Rental & Sales in Burghaun (Landkreis Fulda) hat sich darauf spezialisiert und ist ein international gefragter Anbieter. Gerade die Kunden aus dem europäischen Ausland reisen gerne zu Geschäftsterminen mit dem Hubschrauber an.

Was in Deutschland eher noch ungewöhnlich ist, wird europaweit und auch international häufiger praktiziert. Bislang beantragt Ebert dafür jeweils eine entsprechende Einzelgenehmigung beim zuständigen Regierungspräsidium in Kassel oder der Kunde ist im Besitz einer Daueraußenlandegenehmigung, die mit Zustimmung des Grundstückbesitzers praktisch eine Landung in jedem Gewerbegebiet ermöglicht. Den Anforderungen seiner internationalen Kunden wolle Ebert gerecht werden, auch um die Arbeitsplätze in der Region zu sichern und neue Jobs zu schaffen.

Die Behörde hat vor einiger Zeit bereits vorgeschlagen, einen Sonder-Landeplatz einzurichten. Diesen plant das Unternehmen Ebert in unmittelbarer Nähe zum Betriebssitz am Ortsrand von Hünfeld direkt angrenzend zum Burghauner Ortsteil Gruben. Auf einer Fläche zwischen der Steinbacher Straße und der B 27 sollen die Hubschrauber landen dürfen - bis zu 100 Starts und Landungen seien dann möglich.

"100 Landungen - das wäre der 'worst case'", sagt Stefan Ebert, Geschäftsführer der Stefan Ebert GmbH im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Das sehen auch die Bürger von Gruben so. "Wir haben nichts gegen die Hubschrauber-Landungen, so wie sie bisher bereits durchgeführt wurden. Das war sechs bis sieben Mal im Jahr. Aber bis zu 100 - das ist zuviel", sagt Karl Laible, Ortsvorsteher von Gruben. Er und die Einwohner von Gruben befürchten erhebliche Lärm- und Umweltbelastungen durch die Hubschrauber, sei es beim Landeanflug oder den Starts.

In den sozialen Medien hat sich eine Community mit dem Namen "Kein Hubschrauber im Haunetal" gegründet. Sie befürchten, dass Ebert die Möglichkeit für 100 Starts und Landungen nutzen wolle. In einem Gutachten ist die Rede von "Werksverkehr, Gewerblicher Gelegenheitsverkehr und privater Nutzung". Auch wolle sich Ebert bestimmt einen Hubschrauber kaufen, wird spekuliert.

Das dementiert Ebert im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Er sei erster Vorsitzender der Luftsportgruppe Rhönflug Hünfeld und froh, wenn er die Zeit habe, dort zu fliegen. Der Verein betreibt den Flugplatz "Plätzer" oberhalb von Burghaun. Die Bürger von Gruben kritisieren, dass der Plätzer nicht in die Planungen einbezogen würde. "Bisher dürfen dort keine Hubschrauber landen", sagt Ebert.

Doch eine Lösung am "Plätzer"?

Doch vielleicht tue sich hier durch die Aktivität von Bürgermeister Sauerbier im Dialog mit der zuständigen Behörde eine Lösung auf. Wenn es seitens der zuständigen Behörden hierfür eine Genehmigung gibt, sei Ebert durchaus bereit, einen Großteil der Hubschrauberflüge dorthin zu verlegen. Die 1,5 Kilometer lange Fahrt vom Plätzer zum Firmengelände könne in Kauf genommen werden. Allerdings brauche das Unternehmen zusätzlich die Möglichkeit, einzelne Starts und Landungen nah am Betriebsgelände durchführen zu können und brauche vor allem einen sicheren Unterstellplatz für Kunden-Hubschrauber. "Etwa, wenn der Kunde abends landet und hier übernachten möchte oder wetterbedingt nicht am gleichen Tag wieder starten kann", sagt Ebert.

Für Bürgermeister Simon Sauerbier ist die Thematik ein einziges Spannungsfeld. Auf der einen Seite sieht der Rathauschef aus Burghaun die berechtigten Interessen des Unternehmers, nehme aber die Bedenken der Bürger, ebenso ernst. "Ich habe bewusst die frühzeitige Beteiligung und das zweistufige Verfahren gewählt", sagt Sauerbier. "Mein Auftrag ist es, eine gesellschaftlich tragfähige und saubere Lösung zu finden". Die eingegangenen Einwendungen würden zunächst ausgewertet. Er setze auf eine aktive Beteiligung.

Ortsbeirat erwägt Klage

Der Ortsbeirat von Gruben moniert jedoch, dass es der Gemeindevorstand versäumt habe, die Ortsbeiräte - wie vorgeschrieben - vorher anzuhören. Der Hessische Städte- und Gemeindebund hat den Formfehler bestätigt, sieht diesen aber als "nicht gravierend an", wie es auf der Facebook-Seite von "Kein Hubschrauber im Haunetal" heißt. Der Ortsbeirat fordert die Aufhebung der Bebauungsplan-Änderung und einen Neustart des Verfahrens mit entsprechender Anhörung der Ortsbeiräte. Ansonsten werde eine Klage vor dem Verwaltungsgericht eingereicht.

Die veränderten Marktgegebenheiten in einer globalen Wirtschaft sorgen auch im ländlichen Raum für neue Situationen. Bleibt zu hoffen, dass sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und gemeinsam die bestmögliche Lösung für Alle finden. (Hans-Hubertus Braune) +++

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