Männerchor kann sexy sein!
Gesangverein Harmonie Bernbach begeistert bei Jubiläumskonzerten
Fotos: Peter Börner
08.02.2019 / FREIGERICHT -
„Sind Männerchöre altmodisch und verstaubt?“ Die Besucher zweier Chorkonzerte, die der Gesangverein Harmonie Bernbach vor einigen Tagen in der Freigerichthalle in Freigericht-Altenmittlau gegeben hatte, konnten diese Frage einhellig verneinen. Anlässlich des 140-jährigen Vereinsjubiläums wurden sie von den 65 Sängern zu einer „Reise in die Welt der Harmonie“ eingeladen und bekamen dabei eindrucksvoll demonstriert, dass das Klischee einer „in die Jahre gekommenen Chorgattung“ nicht pauschalisiert werden darf.
Neben dem Stammchor der Harmonie trug eine vierköpfige Instrumentalcombo aus vereinseigenen Musikern sowie der extra für diesen Anlass gegründete Projektchor zum Gelingen eines mitreißenden, abwechslungsreichen und hochwertigen Chorkonzertes bei. Die Männer um Chorleiter Matthias Schmitt (37) zeigten sich bereit, neue Wege zu gehen – sei es durch ein detailliert ausgeklügeltes Programmkonzept oder durch zeitgemäße technische Beschallung und Beleuchtung der Freigerichthalle. Das Publikum beider restlos ausverkauften Chorkonzerte honorierte dies mit tosendem Applaus, stehenden Ovationen und im Nachgang mit einer Vielzahl positiver Rückmeldungen in den sozialen Netzwerken.
Im Zentrum des zweistündigen Konzertes stand der Auftritt des Projektchores. Unter dem Motto „#malesoundproject“ hatte der Verein durch eine aufwendige Werbeaktion junge Männer der Region im Alter bis 40 Jahren eingeladen, einmal unverbindlich in die Faszination des Chorsingens hinein zu schnuppern. In neun Proben sollten die Teilnehmer zwei Songarrangements („Africa“ von Toto und „Angels“ von Robbie Williams) einstudieren und diese bei den Konzerten zusammen mit Schlagzeug, Bass, Gitarre und E-Piano aufführen. „Wir waren von den Rückmeldungen interessierter Projektteilnehmer überwältigt und konnten es kaum glauben, dass 35 Sänger – die meisten blutige Anfänger – für diese Aktion gewonnen werden konnten. Zusammen mit den jungen Mitgliedern der Harmonie standen also über 60 Burschen auf der Bühne“, so Pressesprecher Peter Börner. „Dank der pädagogischen Qualitäten unseres Chorleiters entwickelten sie im Laufe des Projekts nicht nur viel Spaß beim Singen, sondern konnten auch ein musikalisches Ergebnis auf der Bühne präsentieren, das so manchen Konzertbesucher staunen ließ.“
Insgesamt standen die beiden Konzerte unter dem Zeichen intensiver Emotionalität. Chorleiter, Sängern und Musikern gelang es, ihr Publikum mit gefühlvollen Vorträgen zu berühren. Durch informative, durchaus augenzwinkernde Ansagen – eine sogar vierstimmig gesungen – bereitete man die Reisegäste auf die jeweils nächste musikalische Station vor. Am Ende vereinten sich Stamm- und Projektchor zu einem 100 Mann starken Klangkörper auf der Bühne und gestalteten mit den beiden Stücken „Oh happy day“ und „We rise again“ ein fulminantes Finale, das niemanden auf den Stühlen sitzen ließ. Stimmungsvoll und gelungen war dann auch die Zugabe – als Männerchor wieder „back to the roots“ – mit Franz Schuberts Chorlied „Die Nacht“.
Mit der „Reise in die Welt der Harmonie“ begeisterte die traditionsreiche Harmonie Bernbach ihr Publikum. Sie konnte außerdem auch etliche Freunde des chorischen Männergesangs (zurück)gewinnen. Kommentare wie „sehr kurzweilig“, „Danke für das tolle Konzert“ oder „Ich wollte immer mitsingen und konnte kaum still auf meinem Stuhl sitzen bleiben“ zeigen, dass das Konzept aufgegangen ist. Besonders dürfte die Verantwortlichen die folgende Rückmeldung eines Projektsängers gefreut haben: „Da ich neu in Deutschland bin, war es für mich eine Gelegenheit, mich in die deutsche Kultur und Bevölkerung zu integrieren. Es war eine fantastische Lebenserfahrung für mich. Musik kennt keine Grenzen.“ (pm) +++