Im Dialog mit den "Grünen Damen"
"Medizinmann für Seele": Joern Hinkel plaudert aus dem Festspiel-Nähkästchen
Fotos: Stefanie Harth
05.02.2019 / BAD HERSFELD -
Im Bad Hersfelder Klinikum suchen die „Grünen Damen“ seit nunmehr 34 Jahren die Gespräche am Krankenbett. Ist es Zufall, dass sich eine Garde von ehrenamtlichen Helferinnen, die kranken und hilfsbedürftigen Menschen in Krankenhäusern und Altenhilfe-Einrichtungen zu Seite steht, ausgerechnet als „Grüne Damen“ bezeichnet? Fördert doch die Farbe Grün bekanntlich Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Ausdauer, Toleranz und Zufriedenheit. Attribute, die unerlässlich sind, um solch eine sinnstiftende und bereichernde Aufgabe meistern zu können.
„Ich bin ganz begeistert – ich finde es wundervoll, was sie hier machen“, sagte Hinkel, um eine Brücke zu seinem Werken und Wirken zu schlagen. „Auch mein Handwerk ist ein heilender Beruf – wir Künstler und Regisseure sind die Medizinmänner für die Seele.“
Erklärtes Ziel für die diesjährige Saison sei: „Sommertheater auf die Bühne zu bringen, das jeder Zuschauer versteht.“ Denn: „Ich glaube an die Macht der Gedanken.“ Zu Franz Kafkas „Der Prozess“, dem Eröffnungsstück der Bad Hersfelder Festspiele, das Joern Hinkel inszenieren wird, berichtet der Intendant: „Kafkas Roman ist eine sehr dankbare Vorlage aufgrund der vielen Dialoge.“
Das Schauspiel solle an die in vielen Ländern vorherrschende Justizwillkür erinnern. Die Vorgänge um den Journalisten Jamal Kashoggi in der Türkei seien der Auslöser gewesen, Kafkas Klassiker auf die Festspielbühne zu bringen. „Kafkas Roman war selten so aktuell wie heute. Kafka war ein Vorgänger des absurden und leichten Humors“, rührte Joern Hinkel die Werbetrommel für den „ersten Psychothriller der Weltliteratur“. (sh) +++