Von jetzt auf gleich Profifußball
Moritz Reinhard und die "nicht alltägliche" Aufgabe beim OFC
Fotos: Tobias Herrling
22.01.2019 / HOFBIEBER -
Es ist nicht nur ein Vereinswechsel, den Moritz Reinhard vollzieht. Es ist auch der Sprung aus der Fußball-Gruppenliga in die drei Klassen höhere Regionalliga, der Schritt in den Profifußball. Anfang Januar unterschrieb der 23-Jährige einen Vertrag bei den Offenbacher Kickers. Ehrgeizig wie er ist spricht Reinhard von vielen Einsätzen, der 3. Liga und freut sich auf die Auftritte vor 5.000 Zuschauern.
"Ich war sehr überrascht und habe damit nicht gerechnet", sagt der Torjäger aus der Rhön, als sich ON|Sport mit ihm in Elters trifft, "es ist nicht alltäglich, dass man in der Gruppenliga so einen Anruf bekommt." Entsprechend wenig Bedenkzeit benötigte Reinhard, das Angebot des OFC für ein Probetraining anzunehmen. Eine Woche später stand er schon beim Südwest-Regionalligisten auf dem Trainingsplatz.
Der Empfang durch die Mannschaft dort: herzlich. "Mir wurde viel erklärt, wurde immer mitgenommen. Das sind alles feine Kerle", so Reinhard über seine künftigen Mitspieler. Mit einem ist der Austausch besonders intensiv: Jake Hirst kam vor der Saison gar aus der Kreisoberliga, ist mit acht Saisontoren zweitbester Schütze des aktuellen Tabellenvierten. "Man spricht darüber, wie es bei ihm gelaufen ist und wie er sich die ersten Wochen schwer getan hat. Er kann mir natürlich helfen", schildert Reinhard.
Mit der Mannschaft trainieren konnte die neue Nummer 30, dieselbe Nummer wie sie sein Lieblings-Basketballer Stephen Curry trägt, seit dem feststehenden Wechsel lediglich beim Trainingsauftakt am 14. Januar, eine Sehnenreizung setzte ihn für den Rest der vergangenen Woche außer Gefecht und so verpasste er auch das Testspiel gegen den Oberligisten Sportfreunde Siegen (0:2). Die Verletzung sei wegen dem Laufen auf Asphalt aufgetreten, dadurch war lediglich individuelles Training möglich. Reinhard hofft, diese Woche wieder einsteigen und das Testspiel gegen den SV Flieden (26. Januar, 14 Uhr) bestreiten zu können.
Seine Gedanken, künftig nicht mehr vor wenigen hundert Zuschauern, sondern vor 5.000 Fans auf dem Bieberer Berg aufzulaufen? "Das ist ein geiles Gefühl und ein Privileg, dass man vor so vielen Zuschauern spielen kann", freut sich Reinhard auf die Atmosphäre. Der OFC ist ein Traditionsverein, will in die 3. Liga. Dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen der Fans, was manchmal auch in eine negative Stimmung umschwingen kann. "Ich hoffe, dass ich negative Emotionen gut abschirmen und positive gut aufnehmen kann", will sich der 23-Jährige von der Fanschar pushen lassen.
Doch der OFC-Neuzugang sieht der nahen Zukunft ehrgeizig und optimistisch entgegen: "Ich persönlich gehe davon aus, dass ich mich gut empfehlen kann." Ehrgeizig - ein Wort, dass Reinhard gut beschreibt. Zwar müsse er sich zunächst auf die neue Situation bei einem neuen Verein und dem Konkurrenzkampf einstellen, dennoch möchte der 23-Jährige so viel Spielzeit wie möglich in der Regionalliga sammeln: "Das muss das Ziel sein, sonst kann man gleich aufhören." Gleiches gelte für die Saisonziele in der laufenden Runde: "Es wäre schön, vielleicht dieses Jahr ganz oben anklopfen zu können. Das Umfeld und der Verein sind für die Regionalliga zu schade."
Die Verbundenheit zur Heimat sticht bei Reinhard heraus, denn soweit es möglich ist, möchte er seine alten Weggefährten bei der SG Elters/Eckweisbach/Schwarzbach beim Training und den Gruppenliga-Spielen besuchen. Auch auf der Gegenseite haben sich bereits Einige angekündigt, dem ehemaligen Mitspieler einen Besuch beim neuen Verein abstatten zu wollen. Geht es nach ihnen und Moritz Reinhard, steht der Rhöner Jung dann vor mehreren tausend Fans in der Startaufstellung. Selbstbewusst und ehrgeizig genug ist Reinhard, dieses Ziel ins Auge zu fassen und der märchenhaft anmutenden Geschichte vom Wechsel aus der Gruppen- in die Regionalliga ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. (Tino Weingarten) +++