"Es geht darum, Berührungsängste abzubauen"

Wigbertschüler erleben neue Sporterfahrung im Rollstuhl-Basketball

Sportunterricht der besonderen Art: Die Hünfelder Wigbertschüler durften sich im Rollstuhl-Basketball ausprobieren.
Fotos: Tobias Herrling

18.12.2018 / HÜNFELD - Kurz vor Weihnachten erlebten die Schülerinnen und Schüler der Hünfelder Wigbertschule einen Sportunterricht der besonderen Sorte. Frederic Jäntsch und Björn Pesch, Rollstuhl-Basketballer der Kölner 99ers, besuchten am Dienstag die Haunestadt und gaben Einblicke in ihre Sportart. Muskelkater bei den Jungs und Mädels wohl inklusive.


"Den werden Einige ganz sicher haben", schmunzelt Jäntzsch, " denn das sind Bewegungen und Körperhaltungen, die ja keiner gewohnt ist." Von 8 Uhr morgens bis 13 Uhr am Mittag schnupperten zwei achte und eine siebte Klasse in die Sportart Rollstuhl-Basketball. Eingefädelt hat die Einheit Sabine Mielke, Schulsportleiterin an der Wigbertschule, und Organisatorin des Kölner Besuchs.

"Ich habe einen Flyer zu diesem Projekt entdeckt und mir gedacht, dass das eine tolle Sache für unsere Schülerinnen und Schüler wäre", erklärt Mielke. Die Einheit im Rollstuhl-Basketballer ist Teil des von der Telekom ins Leben gerufene Förderprojekt "Neue Sporterfarung". Jäntzsch führt aus: "Es geht darum, Berührungsängste abzubauen und Inklusion zu erleben. Denn im Rollstuhl sind alle gleich." Jäntsch und Pesch spielen für den RBC Köln 99ers in der ersten Bundesliga beziehungsweise Regionalliga.

"Wir wollen unseren Sport populärer machen und zeigen, dass das Leben nicht vorbei ist, wenn man im Rollstuhl sitzt", schildert Pesch, der seit seiner Geburt gehandicapt ist und seit Mitte der 1990er Jahre Rollstuhl-Basketball spielt. Jäntsch hat kein Handicap, betreibt aber dennoch diese Sportart. "Ich bin über die Uni zufällig zu dieser Sportart gekommen und dabei geblieben. In der Regel spielt pro Mannschaft ein Spieler ohne Behinderung mit", erklärt Jäntsch.

Am Dienstag sollten also die Hünfelder Wigbertschüler Einblicke in die Sportart bekommen. "Methodisch sind die Einheiten ganz toll aufgebaut und den Schülerinnen und Schüler wird die Sportart Stück für Stück näher gebracht", lobt Mielke die Arbeit von Jäntsch und Pesch. Nachdem zunächst die Besonderheiten und Unterschiede zum herkömmlichen Rollstuhl gemeinsam erörtert wurden, ging es endlich los.

Mit einem Fangspiel und Slalom-Parcours sollten sich die Jungs und Mädels zunächst an das Fahren im Rollstuhl und dessen Beweglichkeit gewöhnen, ehe der Ball ins Spiel kam. Wie prellt man im Rolli? Wie oft darf man anschieben? Alles Fragen, die die Kölner Übungsleiter beantworteten. Rund 20 Termine dieser Art fanden seit Oktober statt, überwiegend in Vereinen oder Schulen. "Wir waren aber auch in einer JVA, das war sehr außergewöhnlich und intensiv", erzählt Pesch, der am Vortag übrigens seinen 39. Geburtstag feierte.

Sichtlich mit Freude, aber auch mit großem Respekt gingen die Jungs und Mädels auf Korbjagd im Rollstuhl. "Durch die einmalige Trainingserfahrung bekommen wir die Chance, unseren Kindern und Jugendlichen wichtige Werte wie Fairness, Respekt, Mut und Teamgeist aufzuzeigen", so Mielke. Und Jäntsch fügt an: "Es geht auch darum, zu sensibilisieren und die sportlichen Leistung der Rollstuhl-Basketballer und allgemein Menschen mit Handicaps anzuerkennen und wertzuschätzen." Am Dienstag bekamen diese Chance die Hünfelder Wigbertschüler. (the) +++

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