Paar umarmt sich seit fünftausend Jahren
Geplantes Bauprojekt: Bedeutende Gräber aus der Jungsteinzeit entdeckt
Foto: Privat
30.11.2018 / HANAU -
Die auf Wohnimmobilien spezialisierte Bien-Ries AG baut auf einem rund 33.300 Quadratmeter großen Grundstück in Hanau-Mittelbuchen das Wohnkonzept „Landgut“ mit 122 Wohneinheiten in Form von Eigentumswohnungen und Häusern. Archäologen wurden im Vorfeld der geplanten Baumaßnahmen bei Voruntersuchungen fündig. Nach geophysikalischen Messungen und bekannten Oberflächenfunden wurde eine archäologische Fundstelle im Baufeld bereits als sehr wahrscheinlich angesehen. Diese Vermutung bestätigte sich bei den Grabungen.
Es wurden Gräber der späten Jungsteinzeit des 3. Jahrtausends vor Christus entdeckt. Zu dieser Zeit siedelten in Hessen die Kulturen der sogenannten Glockenbecherleute und Schnurkeramiker. Beide Kulturen wurden nach ihren auffälligen Keramikformen benannt, da nicht bekannt ist, wie jene Menschen sich damals selbst benannten.
Zu den spektakulärsten Funden gehörte ein Grab mit sechs Personen: Eine junge Frau und ein junger Mann, die eng umschlungen und scheinbar küssend bestattet wurden, eine Frau mit je einem Kleinkind auf der Brust und dem Rücken, sowie zwei weitere Personen. Alle diese Menschen wurden offensichtlich zeitgleich in einer gemeinsamen Grabgrube bestattet. Derzeit wird geprüft, ob genügend genetisches Material für eine DNA-Überprüfung geborgen werden kann, um festzustellen, ob alle Personen miteinander verwandt waren.
„Für uns hat sich erneut bewährt, dass wir von Anfang an mit allen Beteiligten und Behörden eng zusammengearbeitet haben“, so Wolfgang Ries, Vorstand der Bien-Ries AG. „Unsere hessische Kulturlandschaft ist geprägt von vorchristlichen Siedlungen, wie den Keltenfürsten in Glauberg. Die Bewahrung und Sicherung dieser einmaligen Schätze liegt mir sehr am Herzen.“ Ries weiter: „Für uns als Wohnungsbauer ist es von großer Bedeutung, dass die Entwicklung von dem in unserer Region dringend benötigtem Wohnraum und der Schutz von Natur und Kultur gleichberechtigt nebeneinander bestehen.“
Sabine Küppers von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Hanau sagt, dass die „außergewöhnlichen Funde eingehend untersucht werden müssen“. Dazu stehe die städtische Behörde in engem Kontakt mit hessenarchäologie (Landesamt für Denkmalpflege). Die Stadt Hanau könne sich gut vorstellen, die Funde künftig zu präsentieren. Entscheidungen würden gemeinsam mit hessenarchäologie getroffen.
Martin Bieberle, Leiter des Fachbereichs für Stadtentwicklung und Bürgerservice der Stadt Hanau, ergänzt: „Mit der in Hanau ansässigen Bien-Ries AG haben wir während des ganzen Prozesses ein Unternehmen, dass sich seiner Verantwortung für die Region absolut bewusst ist und sorgsam mit den Ressourcen umgeht. Die Entwicklung neuen Wohnraums und die Bewahrung historischer Funde geht hier Hand in Hand. Die aktuelle Ausgrabung ist ein weiterer Beleg dafür, in welch reicher Kulturregion wir leben.“ Im Detail besteht das Wohnkonzept „Landgut“ aus 33 Eigentumswohnungen und 89 Häusern. (pm) +++