Waidmannsheil im Autohaus Sorg
Volles Haus bei "Jagen und Land Rover" mit Buchautor Bruno Hespeler
Waidmannsheil im Autohaus Sorg. Gastredner Bruno Hespeler, international bekannter Sachbuchautor zu jagdlichen Themen.
Alle Fotos: Martin Engel
30.11.2018 / FULDA -
Am Donnerstagabend hieß es wieder „Waidmannsheil“ im Fuldaer Autohaus Sorg. Zu der Veranstaltung, die mittlerweile schon zu einer echten Tradition geworden ist, erschienen rund 250 Gäste. Sorg Premium Cars und die Jäger- und Gebrauchshundevereinigung Rhön-Vogelsberg (JGV) laden regelmäßig im Herbst zum Event „Jagen und Land Rover“ mit renommierten Experten ein. Der diesjährige Gastreferent war jedoch nicht unumstritten.
Bruno Hespeler ist ein deutscher Berufsjäger, freier Journalist und international bekannter Sachbuchautor zu jagdlichen Themen, der seit über 30 Jahren in Österreich lebt. Im Autohaus hielt er einen Vortrag zum Thema „Rot- und Rehwild ohne Zukunft?“ und ging insbesondere auf die Aspekte des Waldumbaus durch moderne Bewirtschaftungsmethoden, Fütterung, Jagddruck und daraus resultierende Probleme ein.
Einige seiner Thesen sorgten bei der anwesenden Jägerschaft für heftiges Kopfschütteln, auch der Vorsitzende des JGV, Dr. Rudolf Leinweber bemerkte nach Hespelers Vortrag, mit einzelnen Aussagen des Referenten Probleme zu haben. So bezeichnete Hespeler beispielsweise die Jagd in Deutschland als „Guerillakrieg“. „Ihr habt hier einfach zu wenige Schonzeiten, in Schweizer Kantonen wird höchstens an 18 Tagen im Jahr geschossen.“ Vielleicht, so warf er ein, „gibt es etwas dazwischen, was Sinn machen würde.“ Die fortschreitende Technisierung der Jagdhilfsmittel kritisierte der Gastreferent scharf: „Muss ein Hirsch wirklich auf 300 Meter Entfernung geschossen werden? Ich denke nicht, dass wir überhaupt noch Jäger im Sinn von früheren Generationen sind.“ Als echter Waidmann, so behauptete er, müsse man sich dem Wild unbemerkt nähern können, um es aus kurzer Distanz zu erlegen.
Hierbei mutmaßte er jedoch grobe Fehler: „Das Wild lernt, wer für es gefährlich ist und wer nicht. Ein Jogger zum Beispiel kann an einem Reh laut vorbeirennen und stört es dabei kein bisschen“, meinte Hespeler. „Der Jäger aber versucht, alles besonders leise zu machen. Entweder er bewegt sich dabei, als sei er körperbehindert, oder er erinnert mit seinen schleichenden Bewegungen an ein Raubtier wie Luchs oder Wolf.“
Grundsätzlich gäbe es bei der Jagd in Deutschland einen nicht zu unterschätzenden Systemfehler: „Wir verfolgen nur unsere eigenen Interessen und kaum die des Wildes.“ Es gäbe zu wenig Ruhezonen, welche in anderen Ländern selbstverständlich seien, außerdem bemängelte er die Selektion der Tiere nur anhand Geweihmerkmalen. „Warum gibt es keine alten Hirsche mehr?“ fragte er und beantwortete seine Frage gleich selbst: „Weil ein totgeschossener Hirsch eben nicht älter wird!“
Seine scharfen Thesen unterbrach der Buchautor mit der ein oder anderen Anekdote. So erzählte er, was mehrere auf drei Zentimeter runtergesägte Stangen mit dem Aus seiner Ehe zu tun hatten, oder von seinen Erlebnissen auf diversen Wanderwegen. (mr) +++