Leseaktion 2018 - Abschluss mit Bov Bjerg

Ende gut, alles gut! Oder war alles umsonst? - Fragen und Antworten

Eigens für die Leseaktion hat der Chor der Modell- und Gesamtschule Obersberg unter der Leitung von Ulli Meiß das passende Lied "Our House" eingeübt
Fotos: Gudrun Schmidl

23.11.2018 / BAD HERSFELD - Das Konzept ist wieder aufgegangen. Literaturbegeisterte  Bürger und Schüler verschiedener Bad Hersfelder Schulen haben sich in den vergangenen drei Wochen im Rahmen der Leseaktion „Bad Hersfeld liest ein Buch 2018“ intensiv mit dem Roman „Auerhaus“ von Bov Bjerg auseinandergesetzt. Der Autor erzählt mitreißend und einfühlsam von Liebe, Freundschaft und sechs Idealisten, in den 80er Jahren, deren Einfallsreichtum nichts weniger ist als Notwehr gegen das Vorgefundene. Denn ihr Ringen um das Glück ist auch ein Kampf um Leben und Tod. Ihr Leben soll nicht in Ordnern mit der Aufschrift Birth - School - Work - Death abgeheftet werden. Deshalb ziehen sie gemeinsam ins Auerhaus, eine temporär autonome Zone. Die Schüler-WG hört den Song "Our House", der Band Madness. Jemand versteht "Auerhaus".



Die Anwesenheit des Autors Bov Bjerg bei der Abschlussveranstaltung am Donnerstag in der Stadthalle war der krönende Höhepunkt einer Leseaktion, bei der sich viele Menschen intensiv und ideenreich eingebracht haben. Ulli Meiß hat eigens für den Themenabend in der Schule mit dem Chor der Modell- und Gesamtschule Obersberg dieses schwierig zu singende Lied eingeübt und es zur Freude des Publikums zur Eröffnung der Abschlussveranstaltung noch einmal zu Gehör gebracht.

Weiterhin hervorzuheben sind die Ergebnisse der literarischen Annäherung an Bov Bjergs „Auerhaus“ von der Schülerin Tess Loebel in Form eines Poetry Slams zur Identitätsfindung und die jugendlichen Gegenentwürfe zum Lebenskonzept im Auerhaus, die Schüler der neunten Klassen der Gesamtschule Obersberg vorstellten. „Das Leben leben – Der Soundtrack meines Lebens“ titelten die Schüler der Gesamtschule Geistal ihre interessante Auseinandersetzung mit dem Roman. „Freiheit!Grenzen!Los! Herzhaftes für Körper und Geist“ "servierten" die Schüler der Konrad-Duden-Schule mit eindrücklichen Kostproben der Ergebnisse. Sehr sehenswert und leider topaktuell sind die ausgestellten gemalten Bilder von Schülern der KDS-Integrationsklasse, die das Buch nicht gelesen haben, sich aber mit dem Oberthema Freiheit beschäftigt haben.

Bov Bjerg wusste, dass die meisten Anwesenden im Saal sein Buch gelesen haben. Ziemlich spontan entschied er sich, bei seiner Lesung die Silvesterfeier im "Auerhaus" in den Mittelpunkt zu stellen. HZ-Redaktionsleiter Kai Struthoff stellte als Moderator der Veranstaltung dem aus Berlin angereisten Autor die richtigen Fragen, bekam auch Antworten, aber endgültig ließ Bov Bjerg offen, ob es das "Auerhaus" wirklich gab. "Sind sie Höppner?",hakte Struthoff beharrlich nach. "Möglicherweise. Alle Personen sind erfunden. Alle Handlungen verjährt", lässt Bov Bjerg, der im wahren Leben Rolf Böttcher heißt, die Antwort offen.

Der im Schwabenland geborene Autor findet es sehr schmeichelhaft, wenn sich Menschen mit dem beschäftigen, was er geschrieben hat". Als Schüler hätte er die intensive Beschäftigung mit nur einem Buch in einem längeren Zeitraum als "Drohnung" empfunden. In einer Gesprächsrunde stellte er sich den Fragen von einigen Schülern, Andrea Mertens, Uwe Hohmann und Reinhard E. Matthäi, der von Anfang an als Lesepate bei der Literaturaktion aktiv ist. Dennoch betrachtet Matthäi die diesjährigen Lesungen als etwas Besonderes wegen der großen Aufmerksamkeit des generationenübergreifenden Publikums. "Der Text ist immer klüger als der Autor - aber man muss es belegen können", ist eine Weisheit aus dem Munde von Bov Bjerg, der sich nach dem "Flop" seines ersten Romans "Deadline" überlegt hat, etwas zu schreiben, was die Leute interessiert. Das ist ihm tatsächlich gelungen.

Absolut gelungen war auch die musikalische Umrahmung der Veranstaltung. Die Schulband "Red Carpet" begeisterte mit vier, dem Zeitgeist im "Auerhaus" angepassten Songs wie "Every Breth you take von "The Police" und fantastisch gespielt und vor allem gesungen von Emma Hummel den Ohrwurm "Isn´t it ironic von Alanis Morisette.

Die Literaturaktion wird auch im Jahr 2019 fortgesetzt, verspricht Juryvorsitzender Dr. Thomas Handke. Schon jetzt besteht die Möglichkeit, bei der Buchauswahl mitzuwirken. Vorschläge können bis zum Freitag, 22. Februar 2019, an die Konrad-Duden-Stadtbibliothek, Am Markt 1 in Bad Hersfeld oder per E-Mail: bibliothek@Bad-Hersfeld.de  übermittelt werden. (gs)

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