Buß- und Bettagsgottesdienst in der JVA
Büßen heißt, sich für das Gute im Leben zu entscheiden
Fotos: Gudrun Schmidl
21.11.2018 / HÜNFELD -
Der Buß- und Bettag gilt als Tag der Besinnung und des stillen Gebets und ist ein Tag, der die vierte Bitte des Vaterunsers „Und vergib uns unsere Schuld“ aufgreift. Der Tag soll daran erinnern, dass Scheitern zum Leben dazu gehört und mahnt, sich immer wieder neu auf das Leben zu besinnen und neu zu orientieren. In vielen evangelischen Gemeinden werden heute, zumeist in den Abendstunden, Gottesdienste zum Buß- und Bettag gefeiert.
Der Gottesdienst wurde von seinem katholischen Kollegen, Gemeindepfarrer Franz Hilfenhaus aus Burghaun, der zusätzlich als Seelsorger in der JVA tätig ist, ganz im ökumenischen Sinne mitgestaltet. In vielen Bereichen der Kirchenarbeit ist Martina Englich aus dem Bad Hersfelder Stadtteil Sorga engagiert. Sie las passende Texte zum diesjährigen Motto: "Heute einen Krieg beenden". Bischof Prof. Dr. Martin Hein, der in seinem letzten Amtsjahr der Einladung von Gefängnispfarrer Andreas Leipold terminlich folgen konnte, griff in seiner Predigt ebenfalls das Motto auf. An vielen Orten nutzen die evangelischen Kirchen den Buß- und Bettag dazu, auf soziale Missstände hinzuweisen, andere sozial- und gesellschaftspolitische Themen in den Mittelpunkt zu stellen oder wie in diesem Jahr den Menschen zu verdeutlichen, dass Umkehr bei jedem Einzelnen anfängt.
Dr. Martin Hein erinnerte vorab an den ersten Weltkrieg, der vor genau 100 Jahren endete mit der traurigen Bilanz von 18 Millionen Toten. Er erinnerte weiterhin an den zweiten Weltkrieg, der noch viel, viel schlimmer war und an die aktuellen Kriege in Syrien, im Jemen und den oft vergessenen Bürgerkrieg in Kameran. "Offensichtlich ist es leichter, Kriege zu führen, als in Frieden zusammenzuleben". Gut gewählte, gemeinsam gesungene Lieder vertieften das gesprochene Wort. Andreas Barg aus Bebra berührte mit seinen Liedbeiträgen auf der Panflöte.
Buß- und Bettag ist ein ruhiger Tag, kalendarisch auf den Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem Ewigkeitssonntag, einheitlich festgeschrieben worden. Mit dem eingeführten gesetzlichen Buß- und Bettag, ausgehend von der sogenannten Eisenacher Konferenz Mitte des 19. Jahrhunderts, wurden erstmals seit der Reformation die in den einzelnen Landeskirchen unterschiedlichen „Bußtermine“ vereinheitlicht. Obwohl der Festtag im kirchlichen Leben der Protestanten tief verankert ist, verlor er im Jahr 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung seinen gesetzlichen Schutz. (gs)