"Dreistigkeit, die ich noch nie erlebt habe"
Mordfall Johanna Bohnacker: Rick J. zu lebenslänglicher Haft verurteilt
Fotos: Luisa Diegel
20.11.2018 / BOBENHAUSEN / GIESSEN -
Seit dem 21. April sorgte der Mord an der damals achtjährigen Johanna Bohnacker vor dem Landgericht in Gießen für viel Aufsehen. Ein dreiviertel Jahr nach dem Prozessauftakt sprach das Gericht am Montagmorgen das Urteil: Der Angeklagte Rick J. wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Die Richter stellten außerdem die besondere Schwere der Schuld fest. Der Anklagte wurde des Mordes, versuchter sexueller Nötigung und Besitz kinder- und jugendpornografischer Daten schuldig gesprochen.
Johannas Mutter, die als Nebenklägerin auftritt, zeigte sich nach dem Urteilsspruch erleichtert. "Das Urteil ist so, wie ich es mir erhofft habe, die höchste Strafe war das Ziel. Mir geht es jetzt besser als noch vor einer Woche. Abschließen kann ich damit nie, ich habe ein Kind verloren", erzählt sie nach der Verhandlung.
Die besondere Schwere der Schuld stellte das Gericht wegen der kriminellen Intensität, der Hartnäckigkeit und der Tatausführung fest. "Die Tat ereignete sich auf offener Straße, Johanna war ein Zufallsopfer."
Rückblick: Der Fall Johanna Bohnacker
Einen Tag später gaben die Behörden im Rahmen einer Pressekonferenz weitere Details bekannt. Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen, Thomas Hauburger und Leiter der Sonderkommission Johanna, Roland Fritsch, gaben damals erste Einblicke in die Ermittlungen. Auf die Spur des Verdächtigen kam die Polizei, nachdem der Angeklagte 2016 in einem Maisfeld im Raum Nidda sexuell motivierte Fesselungsspiele mit einem 14-jährigen Mädchen verübte - und diese erinnerten an den Fall Johanna. Auch die Fingerabdrücke stimmten mit denen überein, die damals auf dem Klebeband gefunden wurden. Außerdem habe die sogenannte "Jetta-Spur" eine herausragende Bedeutung, da ein VW Jetta am Entführungstag beobachtet wurde. Der jetzt Verurteilte hat ein solches Auto zur Tatzeit gefahren.
Bei Rick J. wurden 236 Datenträger, 120 Videokassetten - insgesamt 17 Millionen Dateien, davon sechs Millionen Bild- und Videodateien gefunden. Auch auf den Datenträgern wurden beweisrelevante Daten im Fall Johanna gefunden. Zum Täter ist bekannt, dass er ledig, kinderlos und ohne Arbeit gelebt habe. Bei den Dateien, die die Ermittler bei dem Festgenommenen gefunden haben, handelt es sich um Kinderpornografie. (Luisa Diegel) +++