Seit 20 Jahren Rathauschef

"Politisches Schwergewicht" mit Visionen: Manfred Koch lebt seinen Job

Von Amtsmüdigkeit keine Spur: Manfred Koch (SPD) ist seit 20 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Kirchheim.
(Archiv)Fotos: Stefanie Harth / Manfred Koch

16.11.2018 / KIRCHHEIM - Er ist seit 20 Jahren ein „politisches Schwergewicht“ im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Und mittlerweile neben seinem Alheimer Amtskollegen Georg Lüdtke der dienstälteste Bürgermeister der Region. An seinen „inoffiziellen“ Amtsantritt am 1. November 1998 kann sich Manfred Koch (SPD) noch gut erinnern. „Das war an einem Sonntag“, sagt er. Offiziell los gegangen sei es einen Tag später. „Die komplette Verwaltung stand Spalier und gratulierte mir.“



An besagtem Montagmorgen hätte er an seinem großen, aufgeräumten Schreibtisch gesessen, Zeitung gelesen und sich gefragt: „Na, ob Du immer was zu tun hast?“ Diese anfängliche Blauäugigkeit sei nach zwei Tagen Schnee von gestern gewesen. Der Neubau der Kirchheimer Kläranlage entpuppte sich als erster harter Brocken. Immerhin: die Übergabe der Amtsgeschäfte sei reibungslos verlaufen. Der damalige Erste Beigeordnete, Ernst-Heinrich Meidt, der die Geschicke der Autobahngemeinde übergangsweise leitete, hätte sehr gute Arbeit geleistet.

Für Manfred Koch ist klar: Kirchheim bietet jede Menge Potential. „Kirchheim muss man verstehen; Kirchheim tickt ein bisschen anders als andere Gemeinden“, sagt der 57-jährige Heddersdorfer. Dank ihrer exponierten Lage – vornehmlich durch das Aufeinandertreffen der großen Fernstraßen (A 4, A 7 und A5) am Kircheimer und Hattenbacher Dreieck – hat sich die Autobahngemeinde zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort im Landkreis gemausert. Der Einzelhandel floriert.

„Jedoch stoßen wir hinsichtlich des Regionalplans an unsere Grenzen, weil man eine Gefährdung von Innenstädten im weiteren Umfeld vermutet und die Genehmigungsbehörde unseren besonderen Standortfaktor nicht zu würdigen weiß“, gibt der Bürgermeister zu bedenken. „Ich sehe die Konkurrenz eher im Internethandel.“ Der Regionalplan müsse dringend überarbeitet werden.

Vor dem Hintergrund, dass der Verkehrsknotenpunkt Synergien geschaffen hat, lenkt der Sozialdemokrat den Blick auf den sich stetig vollziehenden Wandel im Mobilitätsverhalten. So sei der Shell SVG Autohof Kirchheim beispielsweise auf den Zug der Zeit aufgesprungen, indem er mit einer Elektrotankstelle aufwarte, die für alle derzeit vorhandenen Lade- beziehungsweise Speichersysteme in Fahrzeugen geeignet sei.

„Darauf müssen wir aufbauen, und uns überlegen, wie wir das Umfeld gestalten können, damit Durchreisende die Pausen, die die Ladezeit-Dauer mit sich bringt, so gut wie möglich überbrücken können.“ Koch kann sich durchaus vorstellen, dass künftig der Einzelhandel Elektroauto-Zapfsäulen installiert, die Strom und/oder Wasserstoff liefern.

Wichtig ist es dem Bürgermeister zudem, dass alle Generationen gerne in der Gemeinde leben und sich dort wohlfühlen. Die Erschließung eines neuen Baugebiets steht ebenso auf seiner Agenda wie die Schaffung zusätzlicher Kitaplätze. Handlungsbedarf sieht der Rathauschef auf dem Gebiet des seniorengerechten Wohnens. Ziel ist es, Voraussetzungen zu schaffen, damit ältere Menschen ihren Lebensabend im Herzen der Heimatgemeinde genießen können. „Die Infrastruktur ist gegeben“, bekräftigt er.

„In Kirchheim wird es nie langweilig“, meint Koch. „Mein Job bleibt also kontinuierlich spannend.“ Er genieße es, mit Ideen spielen zu dürfen, aus denen sich „auch mal was entwickelt“. Eine fünfte Amtszeit kann sich Manfred Koch, der sich als ersten Diener der Gemeinde begreift, durchaus vorstellen: Schließlich gibt es noch viele Baustellen, die er beackern will. (Stefanie Harth) +++

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