Chöre am Dom

Ein konzertantes Highlight: Gounods Cäcilienmesse und Bruckners Te Deum

Herausragendes Domkonzert bestehend aus Gounods Cäcilienmesse und Bruckners Te Deum
Alle Fotos: Martin Engel

11.11.2018 / FULDA - Wie in fast jedem Jahr bietet im November die umfangreiche Chorbesetzung (Domchor und Jugendkathedralchor Fulda) Domkapellmeister Franz-Peter Huber die Gelegenheit, ganz besondere und bedeutende Kompositionen der Musikgeschichte in größter Besetzung (in diesem Jahr kam der Chor der Frauenkirche Dresden hinzu - Einstudierung: Frauenkirchenkantor Matthias Grünert) aufzuführen. So enthielt am Samstagabend das Konzert im vollbesetzten Dom sehr geschickt eine Kombination von zwei Werken, die schon zur Zeit ihrer Uraufführung hohe Aufmerksamkeit fanden.


Die Mitwirkenden dieses überragenden Konzertes: Romy Petrick (Sopran), Ulrike Malotta (Alt), Milos Bulajic (Tenor), Jens Hamann (Bass), die Kammerphilharmonie Mannheim, der Chor der Frauenkirche Dresden, der JugendKathedralChor Fulda und der Domchor Fulda unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber.

Die Messe solenelle en l`honneur de Sainte-Cécile (im Deutschen meistens kurz Cäcilienmesse genannt) ist das bekannteste kirchenmusikalische Werk von Charles Gounod (1818-1893) Er komponierte diese Messe im Alter von 37 Jahren. Sie ragt aus seinen übrigen Messen durch ihre ausgesprochen üppige Orchesterbesetzung hervor. Die Cäcilienmesse wurde am 22. November 1855, dem Jahrestag der Hl.Cäcilia, in St-Eustache de Paris uraufgeführt.

Der dabei anwesende Komponist Camille Saint-Saens schrieb später dazu: „Die Aufführung der Messe rief eine Art Benommenheit hervor. Diese Einfachheit, die Größe, dieses reine Licht, das sich über die Musikwelt wie eine Dämmerung breitete, setzte die Leute sehr in Erstaunen: Man fühlte, dass hier ein Genie tätig gewesen war… glänzende Strahlen gingen von dieser Messe aus… zunächst war man geblendet, dann berauscht und schließlich überwältigt.“

Charles Gounod ist ein Meister der Geistlichen Musik und immer von Johann Sebastian Bach fasziniert. Über dessen C-Dur-Praeludium aus dem „Wohltemperierten Klavier“ (Teil I) legt er mit einer wunderschönen Melodie den Text des „Ave Maria“. Diese Kombination entfacht bis heute die Kraft eines weltweiten „Ohrwurms“. Schon diese Melodie offenbart sehr eindrücklich Gounods Personalstil, welcher sich durch gefühlvoll-innige Melodiefindungen auszeichnet. So ist jeder Satz seiner Cäcilien-Messe von Cantabilität und intensiver harmonischer Aussagekraft geprägt. Die Chöre ehren mit dieser Aufführung in diesem Jahr auch Charles Gounod zum 200. Geburtstag.

Auch das Te Deum (WAB 45), entstanden 1881-84, UA Wien 1886, von Anton Bruckner (1824-1896), ist eines der bedeutendsten großen Chorwerke seiner Zeit und einer der Höhepunkte im künstlerischen Schaffen des Komponisten. Bruckner bezeichnet sein Te Deum als „Stolz meines Lebens“ und sagt weiter: „Wenn mich der liebe Gott einst zu sich ruft und fragt: „Wo hast du die Talente, die ich dir gegeben habe?“, dann halte ich ihm die Notenrolle mit meinem Te Deum hin, und er wird mir ein gnädiger Richter sein.“ Bruckner versieht sein Te Deum mit den Buchstaben: A.M.D.G. = ad maiorem Dei gloriam = zur größten Ehre Gottes.

Das Te Deum hat unter den Brucknerschen Chorwerken die größte Beliebtheit erworben – zum einen, weil es häufig als „Finale“ der unvollendeten neunten Symphonie (auf Vorschlag des Komponisten) aufgeführt wird und zum anderen natürlich wegen seiner ganz besonderen, unwiederholbaren Qualität. Der Brucknersche „Lapidarstil“, der sich schon in seinen Messen findet, ist hier zu äußerster C-Dur-Schlagkraft und damit zu einem elementaren Glaubenssymbol ausgebildet; dessen Wirkung kann sich niemand entziehen.

Dieses Werk übte einen tiefen Einfluss auf den Komponisten Gustav Mahler (1860-1911) aus. In seinem persönlichen Notenexemplar ersetzte dieser den Untertitel: „für Chor, Solostimmen, Orchester und Orgel ad libitum“ durch die Worte: „für Engelszungen, Gottsucher und gequälte Herzen“.(Martin Bartsch) +++


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